Ein Leben im Tag von … Christa Kummer
Die Wettermoderatorin über spätes Aufstehen, modische Katastrophen und die Stille im Großraumbüro.
Frühaufstehen ist für mich eine Strafe. Gegen acht Uhr werfe ich einmal einen Blick auf das Handy und checke die Nachrichten. Mein Mann schimpft dann: ›Lass doch das Handy liegen, du hast gerade erst die Augen aufgemacht.‹ Eine klassische Beziehungsdebatte.
Danach schaue ich aus dem Fenster und hoffe, am Vortag das Wetter richtig prognostiziert zu haben. Privat lese ich keine Wetterberichte. In meiner Freizeit ist mir das Wetter ehrlich gesagt ziemlich wurscht, da ich es ja nicht ändern kann. Dann stehe ich auf, mache Kräutertee, dusche und schmeiße mich ins Gewand. Geschminkt werde ich erst in der Arbeit.
Ich wohne in der Stadt und am Land, somit fahre ich je nach Bedarf mit dem Auto in die Arbeit. Während ich unterwegs bin, beginnt mein Arbeitstag. Ich telefoniere viel am Weg. Neben meinem Beruf bin ich Präsidentin beim Verein Grünes Kreuz. Wir unterstützen zum Beispiel Menschen nach Schicksalsschlägen unbürokratisch mit Geld oder beschäftigen uns mit Biodiversität.
Etwas nach zehn Uhr komme ich am Küniglberg an. Dann besprechen wir im Team das Wetter. Danach geht’s in die Maske und die Garderobe.
Ich moderiere insgesamt vier Live-Sendungen, die alle unterschiedlich lange laufen und deshalb genug Arbeit bedeuten. Wir sitzen in einem Großraumbüro – zeitweise nervt es mich. Wäre ich nicht so erfahren, fiele mir das konzentrierte Arbeiten oft schwer. Ich lebe stark von der Routine.
Vor Sendungen war ich nur in der allerersten Woche nervös. Ich habe davor in einer Schule unterrichtet, und wenn man jeden Tag vor fünf Klassen steht, kann einen danach nur wenig erschüttern. Nur das Publikum hat mir anfangs gefehlt.
Was die Sendungen selbst angeht, gibt es wenig Schlimmeres, als eine Woche lang Frühnebelfelder und ein paar Quellwolken zu moderieren. Spannend ist, wenn sich etwas tut.
Das soll niemand falsch verstehen, komplizierte Wetterlagen geben einfach mehr her.
Seit zwei Jahren bespiele ich auch meine eigenen Social-Media-Kanäle. Ich erzähle darin von Nachhaltigkeit und Ethik. Die Stromkosten zwingen uns zum aktiven Lichtabdrehen, also mache ich das. Abseits der Saison kaufe ich keine Erdbeeren mehr. Das Leben und die Umstände zwingen uns einfach zum Handeln. Ich möchte vermitteln, dass so ein neuer Lebensstil viele Vorteile haben kann.
Das Thema Mode ist beim Wetter besonders wichtig. Ich selbst bevorzuge zum Beispiel Hosen. Vor allem das männliche Publikum sieht das oft anders und lässt es mich auch per Brief, Mail und Social Media wissen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, und gewisse Kritik nehme ich mit Humor. Innerhalb von 30 Jahren habe ich viele modische Katastrophen erlebt – aber auch großartige Sachen tragen dürfen.
Meine letzte Sendung des Tages ist die ZIB1. Zwischen 20 und 22 Uhr verlasse ich das Büro. Der Grund, warum ich dann noch so lange arbeite, ist, dass es zu dieser Zeit im Großraumbüro sehr still wird und konzentriertes Arbeiten einfach leichter fällt.
Zuhause werfe ich mich in etwas Bequemes und schnipple Gemüse in der Küche. Ich esse abends leichte Sachen. Angebratenes Gemüse oder was sich sonst schnell fertigstellen lässt. Mein Körper hat sich daran gewöhnt, so spät gefüttert zu werden, auch wenn es nicht gesund ist.
Danach schmeiße ich mich vor den Fernseher. Einfach zum Runterkommen schaue ich gerne Romantik-Komödien. Nach einem Arbeitstag mit nicht immer erfreulichen Nachrichten will ich mich berieseln lassen, oder wir treffen uns noch mit Freunden zum späten Abendessen.
Vor dem Schlafengehen dusche ich und wasche den Tag weg. Meistens komme ich erst nach Mitternacht ins Bett. Das Letzte, bevor ich die Augen zumache: Ich schaue auf mein Handy. Dann schimpft mein Mann wieder mit mir. Mein Tag endet, wie er begonnen hat. •
Zur Person:
Christa Kummer (58) ist Hydrogeologin, Klimatologin und Theologin und präsentiert seit 1995 als erste Frau in Österreich das Wetter im ORF-Fernsehen. Als Präsidentin des Vereins Grünes Kreuz, eine karitative Organisation im Bereich der Land-, Forst- und Jagdwirtschaft, engagiert sie sich für Soziales, Umweltschutz und Nachhaltigkeit.