›Ein Silicon Valley hinter Stacheldraht‹
Der Politikwissenschafter und Geheimdienstexperte Thomas Rid über die Stärken westlicher Geheimdienste, die überraschende Schwäche der Russen und den Ukrainekrieg als Zeitenwende in der Spionage.
Wenn Sie den Ukrainekrieg als Experte für Nachrichtendienste betrachten – gibt es da Überraschungen für Sie?
Thomas Rid: Vieles bleibt logischerweise geheim und wir werden es erst in etlichen Jahren erfahren. Überraschend ist für mich, dass amerikanische und britische Nachrichtendienste viele Erkenntnisse und Warnungen öffentlich machen. Wir bekommen in diesem Krieg viel mehr Informationen in Echtzeit als es im Zweiten Weltkrieg oder im Vietnamkrieg der Fall war.
Was ist der Grund dafür?
Amerikaner und Briten scheinen beachtliche Einblicke in die Kommunikationen und die Truppenbewegungen der Russen zu haben. Sie unterstützen die Ukrainer nicht nur mit Waffensystemen, sondern auch mit der Weitergabe von Zielkoordinaten und anderen nachrichtendienstlichen Informationen. Die Ukrainer sehen und hören in diesem Krieg viel mehr, als sie das alleine könnten.
Die westlichen Dienste wollen den Russen auch zeigen, dass sie so viel wissen?
Darüber kann ich nur spekulieren. Es hängt davon ab, mit welchen Methoden die Ukrainer und ihre Verbündeten die russischen Truppenbewegungen, russische Angriffspläne und offensichtlich auch Diskussionen innerhalb der russischen militärischen Führung auskundschaften. Haben sie so robuste Informationsquellen, dass sie Informationen in Echtzeit offen weitergeben können, ohne ihre Quellen dadurch zu gefährden? Wir kennen die Antwort noch nicht. Wir wissen nur: Es passiert sehr viel.
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