Es kann sehr schnell gehen
Ein vergriffenes Buch eröffnet Einblicke in das Ende der Demokratie in der Ersten Republik. Heute ist es aktueller denn je.
Das erste Mal seit Februar 1934 sah ich das kleine Metallabzeichen der Sozialisten, die »Drei Pfeile«, auf der Straße getragen‹, schrieb der britische Journalist George Eric Rowe Gedye (sprich: Gedie) in seinem Buch ›Als die Bastionen fielen‹.* ›Eine neue Allianz begann sich zu zementieren. Wenn sie auf Drei-Pfeile-Männer trafen, hoben die Träger von Schuschniggs rot-weiß-rotem Band ihre zwei Finger im Gruß der Vaterländischen Front und schrien »Heil Schuschnigg!«. Die Sozialisten grinsten zurück, hoben ihre geballte Faust und riefen »Freiheit, Österreich!«‹.
Es war der 10. März 1938, nur drei Tage vor dem von Kanzler Kurt Schuschnigg für den 13. März ausgerufenen Referendum über die Unabhängigkeit Österreichs, seinem letzten Versuch, den Anschluss an Nazi-Deutschland noch zu verhindern. Am selben Abend rief die Führung der seit 1934 verbotenen Sozialdemokraten dazu auf, Schuschnigg zu unterstützen und mit ›ja‹ zu stimmen.
Doch die Allianz, sie kam zu zögerlich, zu schwach, zu spät. Schuschnigg hielt den Drohungen Hitlers nicht stand, sagte das Referendum ab und trat zurück. Am Morgen des 12. März marschierte die deutsche Wehrmacht ohne Gegenwehr in Österreich ein.

Wörter: 1620

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