Ewig ist relativ
Sie finden sich in Kaffeebechern, Regenjacken oder Löschschaum – und längst auch in unseren Böden und unserem Wasser: die ›Ewigkeitschemikalien‹ PFAS. Ein globales Gesundheitsproblem, für das ein Start-up nun eine Lösung gefunden haben könnte.
Im Schweizer Kanton St. Gallen waren sie vergangenen Sommer der Grund dafür, dass ein Fleischverkaufsverbot erlassen wurde – Rinder hatten auf belasteten Weiden gegrast. Im belgischen Städtchen Zwijndrecht, in dem der US-Chemiekonzern 3M eine Fabrik betreibt, wurde 2021 bekannt, dass der Boden weiträumig mit ihnen verseucht ist; bei hunderten Bewohnern fanden sie sich anschließend in gesundheitsgefährdender Dosis im Blut. Und als die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit 2023 im Rahmen eines Monitorings 150 Lebensmittelproben nahm, hat sie ihre Spuren in elf Proben entdeckt: in Eiern, Milch und Süßwasserfischen. Sie kennen keine Grenzen. Selbst in Eisbären und Pinguinen, die fern der menschlichen Zivilisation leben, hat man sie schon gefunden.
PFAS nennen sich diese allgegenwärtigen Stoffe, das steht für ›per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen‹. Die Industrie hat in den vergangenen Jahrzehnten tausende Varianten davon entwickelt, die ganz unterschiedliche Funktionen erfüllen. PFAS helfen der Outdoorjacke, bei Regen dichtzuhalten. Sie werden Pestiziden beigegeben, um diese wirkungsvoller zu machen. Sie sorgen dafür, dass die Teflonpfanne nichts anbrennen lässt, und dafür, dass Löschschaum Brände beendet. Ohne PFAS-Beschichtung würde der Coffee to go durch den Pappbecher tropfen.
Flüssigkeits- und schmutzabweisende PFAS machen unseren Alltag bequemer. Doch wenn sie die ihnen zugedachte Funktion erfüllt haben, werden sie von der Lösung zum Problem. ›PFAS sind, wenn sie einmal in die Umwelt gelangt sind, kaum oder nur mehr sehr schwer wieder entfernbar‹, so das österreichische Umweltbundesamt. Das hat ihnen den Spitznamen ›Ewigkeitschemikalien‹ eingebracht.
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