›Früher war der Zahnarzt eine Autorität‹

Krisztian Schuder, 36, ist Zahnarzt in Wien-Meidling.

Interview:
Marie-Therese Kainzner
·
Fotografie:
Florian Rainer
DATUM Ausgabe September 2017

Herr Doktor Schuder, wie Ihre Eltern sind Sie Zahnarzt. Wollten Sie nie rebellieren?
Kurz auf der Uni hab ich schon geschwankt, weil meine ganzen Freunde Wirtschaft studiert haben. Aber mein Vater hatte in Budapest eine Praxis, da hab ich schon als Fünfjähriger Amalgam gemischt. Zahnarzt ist mein Traumberuf.

… und klingt ja auch glamourös.
Man stellt sich immer vor, der Zahnarzt ist der Typ mit Rolex, Porsche und Villa in Grinzing. Das ist das Klischee.

Fahren Sie einen Porsche?
Nein, einen Fiat 500. Aber ich halte eben nicht besonders viel von Autos.

Wie viel verdient ein Zahnarzt?
Das kann ich als Selbstständiger kaum sagen. Im Angestelltenverhältnis verdient ein Zahnarzt zwischen 1.800 und 2.400 Euro. Das Problem ist die Selbstständigkeit. Die Ordinationsverträge sind nicht mehr so heißbegehrt, da die Leute doppelt überlegen, ob sie sich selbstständig machen. Weil Bürokratie, Steuer, Abgaben und Mangel an qualifiziertem, motiviertem Personal alles erschweren.

Wie viele Privat-, wie viele Kassenpatienten haben Sie?
Anhand der Karteikarten sind wir jetzt bei ungefähr 8.000 Patienten. Über die Menge kann man mit Kassenleistungen auch einen guten Umsatz machen. Und bei jedem kommen irgendwann Privatleistungen dazu, etwa die Mundhygiene.

Auch Bleichen?
Machen wir aus Prinzip nicht. Da wirkt eine Säure auf den Zahnschmelz, ähnlich dem Haarebleichen. Aber es waren auch schon Damen hier, 22, hübsch, gepflegt, und sagen: ›Hier (tippt auf einen Vorderzahn) möchte ich eine Krone.‹ Dann macht sie den Mund auf und alle Mahlzähne fehlen. Da muss man als Arzt Aufklärungsarbeit leisten, auf Kaufunktion und Gesundheitsaspekte hinweisen.

Was halten Sie vom Zahnarzttourismus nach Ungarn?
Gut, dass sie einen gebürtigen Ungarn fragen. Da lachen die Patienten oft bei uns: ›Ich bin jetzt in Österreich bei einem ungarischen Zahnarzt.‹ Als Konkurrenz betrachtet das in der Kollegenschaft aber niemand. Dort ist die Zeit das Problem: Wenn da die Arbeit in zwei Sitzungen passiert, damit der Patient ja noch ins Restaurant kommt und in seinen Spa-Bereich, ist das in meinen Augen ein Witz.

Warum haben so viele Menschen Angst vor dem Zahnarzt?
Das ist sofort beantwortet: Für die Großelterngeneration war der Zahnarzt eine Autorität, da gab’s keinen Mucks. Das Problem liegt eher bei den 30- bis 40-Jährigen, weil bei ihnen in der Kindheit immer gebohrt wurde, vielleicht ohne Spritze. Das sind häufig die mit dem schlechtesten Gebiss. Weil sie sich gesagt haben: ›Ich geh nie wieder zum Zahnarzt‹.

Welche Zahnbürste empfehlen Sie?
Ich bin ein Freund von rotierenden elektrischen Zahnbürsten. Da ist es leicht, auch hinten und innen zu putzen – wenn man motorisch nicht so geschickt ist oder nicht die Zeit hat, mit der Handzahnbürste brav kreisförmig zu putzen. Die elektrische muss ich nur reinhalten und nicht großartig aufpassen.

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