Hauptsache, es fließt

Die Ukraine will nicht ewig russisches Gas weiterleiten – womöglich ist bereits 2025 Schluss. Ist Österreich auf diesen Fall vorbereitet?

DATUM Ausgabe Dezember 2023/Jänner 2024

Die Ukraine plane, ab 2025 kein russisches Gas mehr Richtung Westen zu leiten – mit dieser Aussage auf Radio Liberty ließ Olexij Tschernyschow kürzlich gehörig aufhorchen. Tschernyschow ist Chef des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns Naftohas, von dem auch Österreichs Energieversorgung abhängt. Denn Ende 2024 endet der aktuelle Transitvertrag zwischen der Ukraine und Russland, den Kiew trotz des Kriegs verlässlich einhält. Verlängert werden soll er aber nicht mehr, finanziert doch Putin seinen Angriffskrieg großteils mit den Einnahmen aus dem Energiegeschäft. 

Das drohende Transitende könnte zum Problem werden, denn kaum ein anderes Land war und ist so abhängig von russischem Gas wie Österreich. Satte 80 Prozent betrug der russische Anteil an den Gasimporten im September. Auch der aussagekräftigere Jahresdurchschnitt sieht nicht viel besser aus: Knapp 66 Prozent betrug der Anteil russischen Gases zwischen Oktober 2022 und September 2023. Dies ist bloß ein überschaubarer Rückgang – 75 bis 80 Prozent betrugen die Gasimporte aus Russland vor Beginn des großflächigen Angriffskriegs. 

Mehr als sieben Milliarden Euro überweisen die heimischen Gasimporteure – rund 60 Firmen, am wichtigsten die teilstaatliche OMV – pro Jahr an die russische Gazprom. Damit hat Österreich laut Neos Lab, der Parteiakademie der Neos, von allen Staaten die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für russisches Gas seit Kriegsbeginn: 590,20 Euro pro Person und Jahr. Österreich liegt noch vor Ungarn (578,20 Euro) und der Slowakei (548,20 Euro). Zum Vergleich: Die humanitäre und finanzielle Hilfe Österreichs für die Ukraine betrug seit Kriegsbeginn 2022 bloß etwa 750 Millionen Euro, dies entspricht bloß 0,173 Prozent des heimischen BIP und damit dem unteren Mittelfeld in Europa. 

Das drohende Ende des ukrainischen Gastransits war keine Überraschung, machte doch der frühere OMV-Chef Gerhard Roiss schon im Mai auf den auslaufenden Vertrag aufmerksam. Manchen wurde aber erst dieser Tage bewusst, dass tatsächlich die Uhr tickt. 

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