›Ich klage jede einzelne Vergewaltigungs- und Morddrohung.‹

›Zitat der Zeit‹ von Corinna Milborn.

DATUM Ausgabe Dezember 2016

Corinna Milborn zog sich vor ihrem Interview mit Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer im November die kugelsichere Weste an – bildlich gesprochen. Um sich vor verbaler Gewalt und Beleidigungen durch dessen Sympathisanten zu schützen, warnte die Puls-4-Infochefin via ­Twitter: Diesmal werde sie jeden Kommentar mit strafrechtlicher Relevanz, ob in sozialen oder Nachrichtenmedien ge­postet, zur Anzeige bringen.

Internetnutzer, die nicht mit dem Web aufgewachsen sind, tendieren zur gespaltenen Existenz: Viele von uns trennen die ›echte‹ von der virtuellen Welt. In der echten ist uns klar, dass wir für unser ­Verhalten verantwortlich sind. Gesicht, Autokennzeichen und Sozialver­siche­rungs­­­nummer machen uns identifizierbar. Beschädigen Sie beim Ausparken einen Wagen, und jemand schaut dabei zu, ist Weiterfahren nicht drin.

Online ist vielen immer noch nicht bewusst, dass sie auch in dieser Öffentlichkeit Verantwortung übernehmen müssen – und sei es ›bloß‹ für ein gehässiges Posting auf Facebook. Das ist kein Spiel. Ob handschriftlich oder per SMS, mit Megafon auf dem Hauptplatz oder auf Facebook: Wer sich hinstellt und mit Vergewaltigung oder Mord droht, macht sich strafbar. Punkt.

Milborn beschreitet hier einen neuen Weg: Verachtung und Hass abzuwehren, indem man selbstbestimmt auftritt, die Initiative ergreift. Im Englischen heißt to take action nicht nur das, sondern eben auch: rechtliche Schritte einleiten. Damit macht Milborn offensichtlich, was zu wenige bedenken: dass das Strafrecht off- genauso wie online gilt. Da hilft auch kein Zwinkersmiley.

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