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Krieg der Mäuse

Künstliche Intelligenz führt die Schlachten von morgen. Der Krieg ohne Opfer bleibt trotzdem ein Mythos.

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Illustration:
Stephen Mathewson
DATUM Ausgabe Oktober 2019

›That is a kill‹ – ein Kaffee schlürfender CIA-Bürokrat hat via Satellit gerade den Angriff auf ein Terroristencamp durch eine britische Spezialeinheit mitverfolgt. Und erntet dafür einen angewiderten Blick von Harrison Ford, der mit seinem Gesichtsausdruck den moralischen Morast und das Dilemma des gezielten Tötens aus der Distanz stimmig widerspiegelt. 

Die Tom-Clancy-Verfilmung ›Die Stunde der Patrioten‹ kam vor 26 Jahren ins Kino. An Aktualität hat die beschriebene Szene jedoch nichts eingebüßt. Denn was 1993 die Ausnahme war, ist heute Realität: Krieg kann aus tausenden Kilometern Distanz per Livestream mitverfolgt werden – man denke an die Kommandoaktion zur Tötung Osama Bin Ladens 2011 in Pakistan. Töten geht 2019 zugleich schneller und unpersönlicher als je zuvor. Ist das  vielleicht immer noch erst der Anfang einer Entwicklung, die das Gesicht des Krieges grundlegend verändern wird?  

In der Fachsprache heißen die einzelnen Schritte von der Zielidentifizierung, sei es durch nacktes Auge oder Radar, bis zum Einschlag eines Geschosses in einen Menschen oder einen Flugzeugrumpf, ›Kill-Chain‹, also Tötungs-Kette. Die Zukunft, so erwarten es Experten, wird eine weitere rapide Beschleunigung dieser Kill-Chain bringen. Das Schlachtfeld im Jahr 2050 könnte man sich daher so vorstellen: Autonom handelnde Kampfroboter agieren Seite an Seite mit Supermenschen, eingehüllt in Exoskelett-Kampfanzüge, die dank Nanoimplantaten mit ihren Gedanken Drohnenschwärme steuern und Lenkwaffen zentimetergenau dirigieren. Klingt nach Hollywood, entstammt aber einer Studie des Forschungslabors der U.S. Army aus dem Jahr 2015. 

Geld für die Realisierung dieses Szenarios scheint fast unbegrenzt vorhanden zu sein: Alleine US-amerikanische Rüstungsfirmen, angeführt von ›Boeing‹, ›Lockheed Martin‹ und ›Raytheon‹, haben 2017 fast zwölf Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung neuer Militär-Technologien ausgegeben, so das Ergebnis einer PricewaterhouseCoopers-Studie. Das Pentagon selbst will für denselben Zweck 2019 über hundert Milliarden Dollar ausgeben. Und die ›Defense Advanced Research Projects Agency‹, eine Behörde, die streng geheime Forschungsprojekte für das Pentagon durchführt, wird in den nächsten fünf Jahren über zwei Milliarden für Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) investieren. Denn KI hat das Potential, eine Universaltechnologie zu werden, die in diversen zukünftigen Waffensystemen, von unbemannten Kriegsschiffen bis zu Marschflugkörpern und Raketenabwehranlagen, integriert werden kann. 

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