›Meine Hoffnung liegt in der Immuntherapie‹
Die Onkologin Kathrin Strasser-Weippl über steigende Krebsfallzahlen bei jungen Menschen, neue Behandlungsansätze und wie Patienten die Therapie unterstützen können.
Frau Dr. Strasser-Weippl, Sie haben in der ZiB2 das vergangene Jahrhundert als das der kardiovaskulären Erkrankungen bezeichnet. Nun, sagen Sie, stünde der Krebs im Vordergrund. Warum?
Wir leben im Jahrhundert des Krebses, weil wir viele andere Erkrankungen mittlerweile überleben. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts sind Menschen vor allem an Infektionskrankheiten gestorben. Dann kamen Antibiotika. Menschen wurden älter und entwickelten kardiovaskuläre Erkrankungen. Mittlerweile gibt es wirksame Medikamente gegen hohen Blutdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte. Gegen Krebs gibt es allerdings keine Pille, die eine Entstehung einfach verhindert. Und Krebs ist eine Erkrankung des älteren Menschen. Weil die Lebenserwartung weltweit steigt, steigen auch die Krebszahlen. Das ist aber in erster Linie eine Folge des medizinischen Fortschritts und somit eine gute Entwicklung.
Trotzdem gibt es auch eine leichte Zunahme von Krebserkrankungen bei jungen Menschen, auch in Österreich. Woran liegt das?
Ja, auch immer mehr junge Menschen erkranken an Krebs. Wir wissen nicht genau warum. Es gibt aber Hinweise darauf, dass es mit dem Lebensstil zusammenhängen könnte – insbesondere mit westlicher Ernährung.
Welche Hinweise gibt es dafür?
Nehmen wir Brustkrebs, mein Fachgebiet. Asiatische Frauen haben grundsätzlich niedrigere Brustkrebsraten. Wenn sie aber in die USA ziehen, steigt ihr Risiko auf das gleiche Niveau wie das der amerikanischen Frauen – obwohl sich ihre Gene nicht ändern. Das spricht dafür, dass Lebensstilfaktoren eine große Rolle spielen. Ganz grundsätzlich wissen wir, dass Konsum von rotem Fleisch, Übergewicht, Alkohol und Rauchen das Krebsrisiko erhöhen. In Österreich steigt das Übergewicht, im Rauchen sind wir europäischer Spitzenreiter und unser Alkoholkonsum ist ebenfalls hoch.
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen, Prostatakrebs bei Männern. Warum gerade
diese beiden?
Es gibt darauf keine einfache Antwort. Krebs entwickelt sich oft über viele Jahre – unser Körper produziert ständig Tumorzellen, aber normalerweise erkennt und eliminiert sie das Immunsystem. Erst wenn eine Zelle es schafft, dieser Kontrolle zu entkommen, entsteht Krebs. Warum sie das schafft, wissen wir im Grunde noch nicht genau. Beim Bronchialkarzinom hängt es beispielsweise oft mit dem Rauchen zusammen.

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