Nie mehr Ferien, keine Ferien mehr
Eine Dresdner Schule hat die Sommerferien abgeschafft. Stattdessen können sich Schüler Urlaub nehmen. Sieht so die Zukunft der schulfreien Zeit aus?
Anfang Juni kommen Caroline Pietsch und ihre zehnjährige Tochter Helena gerade aus dem Urlaub. Gemeinsam mit dem Rest der fünfköpfigen Familie sind sie für ein paar Tage von Dresden nach Tirol gefahren. Wandern am Wilden Kaiser. In ihrem Heimatbundesland Sachsen beginnen die Sommerferien eigentlich erst Mitte Juli, aber für Familie Pietsch spielt das keine Rolle. Die Schule ihrer Tochter hat Sommerferien schon vor vier Jahren abgeschafft.
Helena Pietsch geht an die Universitätsschule Dresden. 2019 als Versuch der dortigen Technischen Universität gegründet, will man hier die Schule der Zukunft kreieren. Die ist ganztägig aufgebaut, Schüler zwischen sechs und 18 Jahren können hier bis zum Abitur lernen. Und besonders wichtig: In dieser Schule der Zukunft gibt es keine Ferien mehr, wie wir sie kennen, nur noch einige wenige fest gesetzte Schließtage. Anstatt im Sommer fix zwei Monate frei zu haben, können Schüler und Lehrer eine bestimmte Anzahl Urlaubstage frei wählen.
Aber wie funktioniert das Prinzip des Urlaub-Nehmens in Bildungseinrichtungen? Welche Vorteile bieten frei wählbare Ferientage? Und entstehen dabei keine Wissenslücken bei den Schülern?
Angefangen hat alles in der sogenannten Zukunftswerkstatt der Technischen Universität in Dresden. Die ehemalige Lehrerin Anke Langner, heute wissenschaftliche Leiterin des Schulversuchs, war gerade aus Österreich nach Sachsen zurückgekehrt, um ihre Professur für Erziehungswissenschaften weiterzuführen. Von ihren Studenten hörte sie damals immer wieder, das Schulsystem, das sie durchlaufen hatten, entspreche überhaupt nicht den zeitgenössischen wissenschaftlichen Vorstellungen.
›Und deswegen‹, sagt Langner im Videoanruf aus Dresden, ›haben wir uns angeschaut, wie Schule aussehen müsste, wenn wir bildungswissenschaftlichen Erkenntnissen folgen, und haben eine Schule von Grunde neu aufgebaut.‹