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Panzer unser

M 109 A5Ö hieß das Prestigeprojekt des Heeres. Dreißig Jahre und elf Regierungen später bleibt ein Millionenverlust.

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Illustration:
Gloria Pizzilli
DATUM Ausgabe Dezember 2017

Zwischen dem Burgtheater und dem Café Landtmann an der Wiener Ringstraße sind Panzer aufgefahren. Üblicherweise bahnen sich hier die Wichtigen der Republik ihren Weg durch die Touristengruppen zu den Zentralen der Politik und den angesagten Treffpunkten. Doch nun drängen sich Schaulustige zwischen den Stahlkolossen des Österreichischen Bundesheeres.

Mehr als 1,3 Millionen Menschen sind an diesem 26. Oktober zur alljährlichen Leistungsschau des Bundesheeres in die Wiener Innenstadt gekommen. Zwischen dem Schützenpanzer ›Ulan‹ und dem Kampfpanzer ›Leopard‹ steht auch die Panzerhaubitze M 109 A5Ö.

Soldaten in grünen Overalls und mit schwarzen Baretts bitten Besucher, die auf die Waffe klettern wollen, um sich fotografieren zu lassen, um Disziplin. Kinder steigen mit weit aufgesperrten Augen durch die Heckluke in das Innere. ›Fährt sich wie ein Auto‹, sagt ein junger Panzerfahrer. ›Ein 28 Tonnen schweres Auto‹, ergänzt ein Vater, der seinen Oberkörper durch die Luke reckt, mit glänzenden Augen.

Auch ohne martialischen Spitznamen gehört die Panzerhaubitze M 109 A5Ö an diesem Tag zu den Publikumsmagneten. Doch nicht überall steht sie so hoch im Kurs. Erst im Frühjahr hat Österreich mehr als ein Viertel seiner M 109 um einen Stückpreis von 140.000 Euro an die lettische Armee verkauft. Das ist wenig Geld, wenn man weiß, dass ursprünglich in den Kauf und die Modernisierung jeder dieser fahrbaren Kanonen 500.000 Euro geflossen sind. Tatsächlich dürften es aufgrund unplanmäßiger Kosten sogar mehr gewesen sein.

Doch die Geschichte der österreichischen Panzerhaubitzen ist nicht nur eine Geschichte über einen Millionenverlust, sie ist auch ein Lehrstück darüber, auf welch fragwürdige Art und Weise manche Rüstungsprojekte in
Österreich abgewickelt werden.

Der erste Zukauf

Im Jahr 1989 ist die Artillerie des Österreichischen Bundes­heeres fast ausschließlich mit Kanonen – mit Haubitzen – ausgestattet, die man zum Transport an Fahrzeuge anhängen muss. Im Gegensatz zu diesen gewöhnlichen Haubitzen verfügen Panzerhaubitzen über ein eigenes Fahrgestell und die Vorteile einer Panzerung. Die wenigen Panzerhaubitzen, die Österreich zu dieser Zeit schon besitzt, haben bereits das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht.

Daher hatte Verteidigungsminister Robert Lichal (VP) kurz zuvor 24 Panzerhaubitzen M 109 der jüngsten Generation A5 beim US-Verteidigungsministerium bestellt.

Zu dieser Zeit ist das Land in Aufruhr. Anfang Februar war Innenminister Karl Blecha zurückgetreten. Zwei Skandale hatten ihn den Job gekostet. Zum einen zeichneten sich Verstrickungen in den Versicherungsbetrug um das Frachtschiff Lucona ab, zum anderen rückten ausgerechnet Kanonen des österreichischen Herstellers Noricum in den Fokus der Öffentlichkeit. Noricum hatte diese über Scheingeschäfte in Jordanien an die beiden Konfliktparteien des 1. Golfkrieges, Iran und Irak, verkauft – ein dreister Vertstoß gegen das Gesetz, das den Verkauf von Waffen an kriegsführende Staaten verbietet und eine peinliche Angelegenheit für das neutrale Österreich.

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