Postenschacher für Fortgeschrittene

Seit fünfzig Jahren liefern Begutachtungskommissionen Ministern Vorschläge – und Rechtfertigungen – für die Besetzung von Posten in der Verwaltung. Trotzdem diagnostizieren Wissenschaftler noch immer mehr Parteieinfluss als in den meisten anderen europäischen Staaten.

·
Illustration:
Eugenio Belgrado
DATUM Ausgabe Februar 2024

Für Wolfgang Sobotka war von Anfang an klar, dass er unschuldig ist. ›Ich habe mich immer, immer in meiner Zeit als Innenminister an die Vorschläge der Kommissionen gehalten‹, erklärte der ÖVP-Politiker, mittlerweile Nationalratspräsident, vor Journalisten, als die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft 2022 Ermittlungen gegen ihn eingeleitet hatte. ›Und da, in diesen Kommissionen, sitzen nicht nur Leute vom Minister drin, sondern auch Gewerkschafter.‹

Peter Pilz hatte Sobotka angezeigt, weil Chats mit seinem früheren Kabinettschef Michael Kloibmüller gezeigt hätten, Sobotka habe eine unliebsame Kandidatin als stellvertretende Landespolizeidirektorin für Wien verhindert – Kloibmüller schrieb: ›Präsident will sie nicht u Fraktion dreht durch‹ –, und stattdessen einen schwarzen Kandidaten bevorzugt. Wieder Kloibmüller: ›U unser Kandidat ist gleich gut. Kommission steht u eigentlich ist alles eingehängt.‹

Mittlerweile ist auch offiziell klar: Sobotka ist unschuldig. Die WKStA hat Ende vergangenen Jahres die Ermittlungen in der Causa eingestellt. Was bleibt – wie in anderen Fällen, die rund um die letzten Untersuchungsausschüsse bekannt geworden sind –, ist der Eindruck, dass da  Ministerbüros trotz aller Beschwörung von Objektivierung, Kommissionen und Reihung von Kandidaten immer noch ziemlich viel Aufwand darum treiben, sicherzustellen, dass ›unsere‹ Leute in Spitzenjobs kommen und nicht die ›der anderen‹. Ein Eindruck, den weite Teile der Beamtenschaft noch immer teilen, aber dazu später mehr. 

Buch Icon

Wörter: 1842

Uhr Icon

Lesezeit: ~ 10 Minuten

Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen.
Wenn Sie bereits Printabonnentin oder Printabonnent unseres Magazins sind, können wir Ihnen gerne ein PDF dieses Artikels senden. Einfach ein kurzes Mail an office@datum.at schicken.

Sie möchten die gesamte Ausgabe, in der dieser Artikel erschien, als ePaper* kaufen? Dann klicken Sie bitte auf nebenstehendes Cover!

* via Austria-Kiosk
Genießen Sie die Vorteile eines DATUM-Printabos
und wählen Sie aus unseren Abo-Angeboten! Und Sie erhalten DATUM zehn Mal im Jahr druckfrisch zugesandt.