Braver Kulturpessimismus

DATUM Ausgabe März 2024

Romane, die sich mit der durch asoziale Medien angestoßenen Verblödung der Gesellschaft auseinandersetzen, gab es in den vergangenen Jahren so einige. Mit ›Content‹ hat der österreichische Nachwuchsautor Elias Hirschl nun ein weiteres Werk dieses Genres vorgelegt, wobei er die Tumbheit der virtuellen Welt originellerweise mit dem handfesten Zusammenbruch einer einstigen Bergbau-Metropole verschneidet: Die namenlose Stadt ist von der jahrzehntelangen Kohleförderung so unterhöhlt, dass mehr und mehr Gebäude einstürzen. In einem davon produziert eine Armada an Lohnschreibern vertrottelte Inhalte in Listicle-Form (›Die Top 10 Dinge, um sie vor dem Weltuntergang noch einmal zu machen – Nummer 7 wird dich zum Weinen bringen‹). 

Hirschls Kulturpessimismus erinnert manchmal an Houellebecq, wobei er im Vergleich zum berüchtigten französischen Poète maudit schon sehr auf der sicheren Seite bleibt: Böse sind der Kapitalismus und die Umweltzerstörung (ja, eh), hausgemachte Probleme der GenZ – wie Hypermoralismus und identitätspolitische Fixierung – werden zur Sicherheit nicht angefasst.

Vielleicht liegt es auch an dieser eher braven Meta-Ebene, dass der Plot am Ende nicht ganz überzeugt und zentrale Fäden im Nichts verlaufen. Immerhin wirft Hirschl zwischendurch eine Menge absurd-komischer Ideen aufs Papier, die zum Weiterlesen animieren. 

Fazit: ›Content‹ zu lesen ist jedenfalls besser, als selbigen im Internet zu konsumieren. Und das ist doch auch schon was.

Content

Roman von Elias Hirschl, Zsolnay Verlag, 2024


 

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