Die Philosophin Herlinde Pauer-Studer über aktuelle Dilemmata wie Impfpflicht, Assistierten Suizid oder Leihmutterschaft – und mehr Gelassenheit in der Genderpolitik.
Immer wieder hört man, die Pandemie funktioniere wie ein Brennglas, das gesellschaftliche Verwerfungen plötzlich deutlich sichtbar macht. Erlebt das eine Philosophin genauso ?
Pauer-Studer: Absolut. Auf allen Ebenen wird Widersprüchliches sichtbar.
Worauf blicken Sie seit der Pandemie mit besonderem Interesse?
Da ist zunächst einmal die politisch-staatliche Ebene. Die Pandemie ist eine globale Herausforderung für alle Staaten, also auch für alle unterschiedlichen Staatsformen. Und in der Diskussion erleben wir oft das Argument, dass autoritäre Regime besser mit der Pandemie zurechtkommen als demokratische. Das stimmt, wenn überhaupt, nur sehr vordergründig.
Inwiefern?
Was Demokratien gegenüber autoritären Staatsformen auszeichnet, ist der offene Diskurs, und genau der ist ja für die Bewältigung der Pandemie extrem wichtig. Zunächst ist ein offener Austausch zwischen den medizinischen und naturwissenschaftlichen Expertinnen und Experten wichtig, die das Problem erst einmal auf wissenschaftlicher Ebene erfassen müssen – dabei sind demokratische Systeme schon einmal im Vorteil. Das gilt auch für die Reflexion und das Eingeständnis von Fehlern. Ein autoritäres Regime, das alle Meinungen kontrollieren will, lässt keine Ursachenforschung zu.
Auch in Demokratien übernimmt niemand gern Verantwortung für Fehler.
Das stimmt schon, aber durch die freie Meinungsäußerung und einen öffentlichen Diskurs ist man schon eher gezwungen, einen Fehler einzugestehen. Und dieses öffentliche Dazulernen, auf globaler und auch auf regionaler Ebene, ist meiner Meinung nach eine Voraussetzung, um dieser wirklich großen Herausforderung begegnen zu können.
Wörter: 2452
Lesezeit: ~13 Minuten
Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen.
Die Bezahlung erfolgt via PayPal.
Nach Bezahlung ist der Artikel 48 Stunden für Sie verfügbar.
Die Chefin der Wiener SPÖ-Frauen elektrisiert seit Jahren am Tag der Arbeit das Publikum am Rathausplatz. Danach hört man von Marina Hanke wieder ein Jahr lang recht wenig. Warum eigentlich? Porträt einer Zukunftshoffnung.
Albert Winkler bearbeitet seit mehr als 30 Jahren Bilder mit Computern. Künstliche Intelligenz lieferte ihm nun sein bisher mächtigstes Werkzeug. Um ein Cover zu kreieren, das seinen Ansprüchen genügt, muss er aber noch selbst Hand anlegen.
Nach Jahrhunderten der Unterdrückung und der Ausbeutung haben die Menschen in der Ukraine erstmals das Gefühl, dass der Staat ihnen dient und Leben rettet.