Stürme im Kopf
Die Klimakrise hat negative Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit, bei manchen Menschen kommt es zu psychischen Erkrankungen. Sabrina R. ist eine von ihnen.
Sabrina R. liegt im Bett, draußen ist es kalt und düster, angemessen für einen späten Februarabend. Über ihr breitet sich der Sternenhimmel aus. Das Nachtlicht, das sie zum Stillen ihrer Tochter braucht, wirft ihn an die Decke des Schlafzimmers. Still ist das rund eine Woche alte Baby gerade von allein. Sabrinas Brustkorb hebt und senkt sich langsam, die Kleine schläft friedlich ins Bett gekuschelt, vielleicht auch am Arm, das weiß ihre Mutter heute nicht mehr so genau. Woran sie sich aber ganz deutlich erinnert, ist der Artikel über die abnormal hohe Temperatur der Weltmeere, den sie auf ihrem Handybildschirm liest. Der bringt das Fass zum Überlaufen.
Plötzlich fühlt sich ihr ganzer Körper taub an, ein heiß-kalter Schauer läuft ihr den Rücken hinunter. Totale Verzweiflung überkommt sie, sie ist hilflos, denn sie allein kann ja nichts tun gegen die Klimakrise, und jetzt hat sie auch noch ein Kind in die Welt gesetzt. Ein Kind, das mit den Auswirkungen der Erderwärmung deutlich länger zu kämpfen haben wird als sie. An diesem Abend braucht Sabrina sehr lange, um sich wieder zu beruhigen. ›Das war ein Moment, der für mich extrem heftig war‹, sagt die 30-Jährige fast ein Dreivierteljahr später.
Wörter: 2172
Lesezeit: ~ 12 Minuten
Breitengrade-Newsletter abonnieren und Artikel komplett lesen