Wir leben in pädagogischen Zeiten. Soll heißen: Spielspaß ist okay, besser aber (sehr viel besser!) ist es, dabei auch und vor allem etwas zu lernen. Was nervig klingen mag, kann tatsächlich manchmal auch ganz nett sein. Vor allem, wenn es dabei um Vögel geht.
Vögel sind nämlich einfach toll. Und ›Flügelschlag‹, das Kennerspiel des Jahres 2019, bietet eine gute Chance, das zu entdecken beziehungsweise gemeinsam zu zelebrieren. Wobei am Anfang gar nicht so einfach zu verstehen ist, worin eigentlich das Spielziel besteht und wie man es erreicht. Das macht aber nichts, weil man sich sogar im Rahmen einer desorientierten Proberunde mit permanent gezückter Anleitung – ›Warum darf ich den Scherenschwanz-Königstyrann denn jetzt nicht ausspielen?‹ – gemeinsam an den 170 verschiedenen, liebevoll gestalteten Vogelkarten, den deutschen sowie lateinischen Namen der Flügelwesen und den Informationen zu ihrem Verbreitungsgebiet erfreuen kann. Mit der Zeit kapiert man dann auch, wie man seine kostbaren Vögel auf den Spielplan bekommt, warum man Futterplättchen sammeln und Gipseier legen muss und was es mit den Rundenzielen auf sich hat, die einem eine fette Punkteausbeute bescheren.
›Flügelschlag‹ ist nämlich erfreulicherweise kein kooperatives Spiel. Es geht, neben der ornithologischen Bildung, schon auch darum, die Mitspieler am Schluss mit dem eigenen Vogelgeschwader platt zu machen – also nicht direkt, aber durch die höchste Punktzahl, die jeder autonom per geschickter Erweiterung seines Vogel-Portefeuilles steigern kann. Da sich die Fähigkeiten der Vögel auf unterschiedlichste Weise kombinieren lassen, ist die Spielmechanik ausreichend komplex, um auch erfahrene Strategen ins genüssliche Grübeln zu bringen. Und mit dem Kauf der Europa-Erweiterung lässt sich der Nordamerika-Schwerpunkt des Basis-Spiels (Originaltitel: ›Wingspan‹) noch durch heimische Artenvielfalt ergänzen. Eine Empfehlung, nicht nur für Vogelkundler. •
Titel: Flügelschlag · Autorin: Elizabeth Hargrave · Verlag: Feuerland Spiele
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