Von einem, der auszog, seine große Liebe nach Österreich heimzuholen. Country Music, ausgerechnet.
Wien, Brigittenau. Ecke Dresdner und Stromstraße. Nicht gerade eine Liebeserklärung an die Wiener Vorstadt. Beiläufige Wohnquartiere, epische, mehrspurige Magistrale, viele Autos, wenige Menschen, ab und zu rumpelt eine Bim vorüber. Wie zum Trotz erhebt sich ein mächtiger Glas-Beton-Kubus über einen Teil der Kreuzung, die Fachhochschule Technikum. Gleich gegenüber kämpft eine pfirsichfarbene Fassade gegen so viel Moderne an. Das Café Nadine, ein typisches Wiener Außenbezirkslokal. Bar-Tresen, acht kleine Tische, Radio Wien. Das Schicksal, als abgerocktes Randexistenzen-Beisl die Phantasien von Hipstern mit Abenteuerbedarf zu beflügeln, blieb dem Nadine erspart, dank apartem, dunklem Mobiliar, liebreizender Deko und ebenfalls in Pfirsich getünchten Wänden macht sich hier sogar eine Art Wohnzimmer-Atmosphäre breit. Die Gäste, an der Bar eingehängte, schweigsame Mittvierziger in Jeans-Kutte und aufgekratzte Mittfünfzigerinnen in Erzähllaune, sind an diesem Nachmittag dennoch schon sehr standfest, was gut gefüllte Aschenbecher und halbleere Biergläser bezeugen.
Ein vertrautes Beisl-Stillleben also – wenn da nicht in einer Ecke des Lokals ein Cowboy sitzen würde. Ausladender, weizengelber Stetson-Hut, schwarz-rotes Westernhemd samt aufgestickten, silbern funkelnden Ponys, reichlich Metall am Gürtel, was aber nicht der Grund dafür ist, dass ihn die sechs ihm gegenüber an zusammengeschobenen Tischen aufgefädelten Gäste aufmerksam taxieren. So stapft der Mann schon seit Jahren durch die Stadt. Es ist Black-Jack-Time im Nadine, und der ältere Herr im Texas-Style ist nicht nur der Croupier, sondern eine Institution: in der Brigittenau, in Österreich, in den USA. Kein Wunder also, dass sich so einer Walter Nevada nennt.
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