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Zugestochen

Tigermücken sind Überträger tropischer Krankheiten und breiten sich auch hierzulande immer weiter aus. In Deutschland kämpfen Bürger, Forscher und Behörden gegen die Vermehrung der invasiven Art.

DATUM Ausgabe Mai 2023

Diesen Beitrag gibt es auch zum Anhören – eingelesen von Sebastian Loudon. 

Es ist ein heißer Tag im August 2022, als sie durch die Berliner Kleingartenanlage schwirren. Sie wollen sich vermehren, sie müssen Eier legen, dafür brauchen sie Blut. Andere Gelsenarten stechen tagsüber nicht, sie schon, auch mehrmals hintereinander und am liebsten Menschen. Plötzlich bemerken sie einen Mann, Oberkörper frei, auf einer Hollywood-Schaukel – und greifen an.

Der Angriff kommt unerwartet. Normalerweise, so erzählt es Stefan Gransow, wird er nie von Gelsen überfallen. Doch an jenem Tag ist es anders, sein ganzer Rücken ist mit Stichen übersät. Er legt sich auf den Boden, um die Tiere im Anflug zu beobachten. Er will wissen, was ihn da gestochen hat. Als er die Angreifer sieht, erschrickt er. Klein und schwarz, mit auffälligen silbrig-weißen Streifen: das sind Asiatische Tigermücken!

Sofort werden Erinnerungen an seine Zeit als Entwicklungshelfer wach. An Honduras, Guatemala, Osttimor. Überall begegnete er Tigermücken. Er erinnert sich an die Szenen in Osttimor, als immer wieder, am Flughafen, im Park, plötzlich Menschen in Schutzanzügen auftauchten und Gift versprühten. Sie versuchten, die Populationen der Tigermücke einzudämmen. Aedes albopictus können schließlich 20 verschiedene Krankheits-Erreger übertragen, darunter das Dengue-, das Zika- und das Chikungunya-Virus, die bei Menschen allesamt gefährliche Fieber auslösen.

Gransow weiß zwar, dass die invasive Gelsenart seit einigen Jahren auch in Süddeutschland vorkommt. Aber in Berlin? So viele, und genau hier, im Garten seiner Schwester? Sie können so weit im Norden doch nicht etwa überwintern?

Tigermücken, ursprünglich in Süd- und Südostasien beheimatet, werden über Handel und Tourismus immer wieder in andere Länder rund um den Globus eingeschleppt. So kamen sie in den 1990er-Jahren auch in Südeuropa an, wo sie sich von Italien aus vermehrten. Mittlerweile haben sie sich im ganzen Mittelmeerraum angesiedelt. Das Problem: Reisende bringen immer wieder Dengue-, Chikungunya- oder andere in Europa bisher nicht verbreitete Viren mit. Heimische Mücken können solche Viren nicht weitergeben. Werden die Infizierten aber zurück in Europa von Tigermücken gestochen, infizieren sich auch die Insekten – und verbreiten das Virus beim nächsten Stich weiter. 

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Wörter: 1987

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Lesezeit: ~ 11 Minuten

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