2008: ›Die Menschen anschauen‹

Mit Charakteren wie Mundl, Trautmann und Gitti Schimek hat der Schriftsteller Ernst Hinterberger das Bild des typischen Wieners geprägt wie kein anderer. Nun wird ›Ein echter Wiener geht nicht unter‹ neu verfilmt. Der Autor im Gespräch über eifersüchtige Kabarettisten, anstrengende Regisseure und andere Strizzis.

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Fotografie:
Gianmaria Gava
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Dokumentation :
Anna Giulia Fink
DATUM Ausgabe Juli/August 2024

Fast 30 Jahre nachdem der ›echte Wiener‹ im Fernsehen untergegangen ist, erlebt er im Kino jetzt seine Auferstehung. Die Dreharbeiten für den ›Echten Wiener‹ haben soeben begonnen, im Winter 2008/09 soll der Film in die Kinos kommen. Erfunden hat den Edmund ›Mundl‹ Sackbauer und seine Familie – Karli den Trottel, Franzi das Nudlaug und all die anderen – Ernst Hinterberger. Seine Figuren und Dialoge sind im kollektiven Gedächtnis der Österreicher verankert wie die keines anderen Drehbuchautors und Schriftstellers.

Wer hat die Idee gehabt, den Mundl und die gesamte Familie Sackbauer wiederauferstehen zu lassen?

Die Idee ist von den anderen gekommen, ich weiß nicht mehr genau von wem. Der Regisseur Kurt Ockermüller sagt, er hat die Idee gehabt. Klaus Rott, der Darsteller des Karli, sagt das Gleiche und der Produzent auch. Sie haben mich immer wieder gefragt, und ich habe eigentlich überhaupt keine Absicht mehr gehabt, irgendwas mit dem Mundl zu machen. Hauptsächlich der Schauspieler wegen habe ich dann doch zugesagt.

Worum geht es im Film?

Es wird der 80. Geburtstag vom Mundl gefeiert, was den Karl Merkatz bis zu einem gewissen Grad kränkt, weil er sagt, er ist erst 79. In der Fernsehserie gab es relativ wenige Figuren. Im Kinofilm sind einige dazugekommen, weil der Mundl ja mittlerweile Urgroßvater ist und es da Schwiegertöchter und Enkelkinder gibt. Früher war der Mundi ein Macher, und jetzt mit 80 kann er keiner mehr sein, jetzt wird dauernd mit ihm was gemacht. Er tut zwar noch immer im alten Stil herummotzen, aber er hat keine Durchschlagskraft mehr.

Hinter der Geschichte

Als ich den Auftrag bekam, Ernst Hinterberger zu fotografieren, kannte ich ihn nicht wirklich. Vier Jahre zuvor war ich aus Italien nach Österreich gekommen, Deutsch sprach ich damals noch viel schlechter als heute. Ich habe zur Vorbereitung auf den Fototermin dann natürlich ein bisschen recherchiert. Mittlerweile kenne ich fast alles von Hinterberger. Dank seiner Werke habe ich Wienerisch gelernt – ich sage absichtlich nicht ›Deutsch‹. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich stolz bin, ihn fotografiert zu haben. Ich erinnere mich noch gut und gern daran. Wir waren für den Text in seiner Gemeindebauwohnung. Damals war Hinterberger schon sehr krank. Ich versuchte, behutsam zu sein, um ihn mit meinen Fotos nicht in seiner Würde zu verletzen. Auch seine Frau war dabei und hat sehr bei dem Prozess geholfen. Die beiden waren ein Paar, das füreinander da war. Ich konnte die Liebe zwischen ihnen richtig spüren. Während ich ihn fotografierte, fragte mich Hinterberger, ob er seine Sauerstoffbrille abnehmen dürfe. Er wollte eine rauchen. Also haben wir uns eine Zigarette angezündet. Das hat in mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Während er so an seiner Tschick zog, empfand ich es wie ein letztes Lachen gegen den Tod. Ein paar Jahre später ist Hinterberger dann gestorben. Aber mit seinen Werken lebt er weiter.

Ich bin heute nach wie vor professioneller Fotograf. Und ich rauche noch.

Gianmaria Gava

Ein echter Wiener geht nicht unter‹ wurde 1976 erstmals im ORF ausgestrahlt. Nach den Drehbüchern von Hinterberger inszenierte zunächst Reinhard Schwabenitzky die Serie; die letzte von 24 Folgen wurde im Jahr 1979 gesendet. ­Angefangen hatte alles als kleines Fernsehspiel im Spätabendprogramm.

Der ›Echte Wiener‹ war ja ursprünglich ein Roman. Wie kam es denn vom ›Salz der Erde‹ zur Fernsehserie?

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