Editorial November 2018

DATUM Ausgabe November 2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir haben Würmer gegessen. In den nervösen Stunden vor Druckschluss besorgen wir beim Billa gegenüber gerne etwas aus der Kategorie ›süßes Zeug für alle‹. Diesmal bunte Plastikschnüre. Und, zum gesunden Ausgleich sozusagen, eben auch Würmer. Probier mal was Neues, stand auf der Packung. Was soll ich sagen, wir experimentieren einfach gerne.

Der Podcast DATUM Kosmos, den wir vergangenes Monat erstmals gestaltet haben, ist so ein Experiment gewesen. Und wenn wir den Downloadzahlen sowie dem Feedback unserer Hörerinnen und Hörer Glauben schenken dürfen, dann ist dieses Experiment, nun ja, sehr ge­glückt. Hören Sie doch selbst: Die neue Folge finden Sie ab 2. November auf www.datum.at, auf spotify, auf iTunes.

Wir werden darin unter anderem über unser neues journalistisches Experiment sprechen, das Sie in der vorliegenden Ausgabe finden. Gemeinsam mit der Rechercheurin Katharina Brunner hat unser Datenredakteur Vanja Ivancevic – intern nennen wir ihn den Daten-Vanja – eine Geschichte über die Drogen gemacht, die wir konsumieren, wir als Österreicher, wir als Europäer. Und darüber, was diese Drogen mit uns machen. Das Experiment dabei: Die beiden erzählen das Thema allein mit Infografiken. Datenjournalismus eben.

Der Rest dieser Ausgabe ist klassischer Datumjournalismus: Timo Schober hat sich in Hütteldorf umgetan, um zu recherchieren, wie der radikale Fan-Klub Ultras Österreichs beliebtesten Fußballverein, Rapid, vor sich hertreibt. Yara Hofbauer und Jonas Vogt sind unter anderem im Landes­gericht Wien der Frage nachgegangen, welche Reformen das Sexualstrafrecht braucht. Lena von Holt ist auf den Feldern albanischer und griechischer Bauern unterwegs gewesen, die gegen den Bau jener Gaspipeline kämpfen, die Europa von russischem Gas unabhängiger machen soll. Johannes Pucher hat in US-amerikanischen Gerichtsarchiven recherchiert, warum just im land of the free gar so viele Menschen unschuldig im Gefängnis sitzen. Und Eva Konzett war beim Billa. Ja, jenem gegenüber. Als Vorbereitung für ein Stammtischgespräch über unser Essverhalten hat sie dort den Wocheneinkauf eines heimischen Durchschnittshaushalts erledigt.

Würmer zählen noch nicht dazu. Das merkt schnell, wer seinen ­Kolleginnen und Kollegen, die auf süßes Zeug warten, Würmer auf den Tisch legt. Zunächst kommen die Flüche, dann erst kommt die Neugier. Irgendwie schmecken sie nach Erbsen, irgendwie nach Soletti. Wahrscheinlich schmecken sie einfach nach Würmern. Aber probieren Sie doch selbst. 

Dabei darf ich Ihnen ebensoviel Vergnügen wünschen wie bei der
Lektüre, sowie beim Hören der Seiten der Zeit.

Ihr Stefan Apfl 

stefan.apfl@datum.at