Après-Ski?

Die Klimakrise lässt bei vielen Skipisten immer mehr die Wiese durchscheinen. Der Österreichische Skiverband (ÖSV) will ebenfalls grüner werden und startete Ende 2023 eine Klimataskforce. Wie dekarbonisiert man einen Nationalsport?

DATUM Ausgabe Februar 2025

Vom Starthäuschen aus geht es für Alexander Payer nur bergab. Der rot-weiß-rote Profi-Snowboarder schwingt sich beim Weltcupauftakt im chinesischen Yanqing den braun-weiß-braunen Hügel hinab. Der Rennhang besteht aus einem schmalen Schneeband, eingebettet in eine sonst fast schneelose Landschaft. Bilder wie dieses sind zum einsamen Eisbären auf der schmelzenden Scholle des Wintersports geworden. In Südost-Asien ist es trocken und ›abartig kalt‹, wie Payer meint. Naturschnee gibt es hier wenig, dafür beste Bedingungen für Kunstschneeproduktion, der für Wettkämpfe sicherheits- und fairnesstechnisch sowieso besser sei, sagt der 35-jährige Athletensprecher für die auch im ÖSV angesiedelten Snowboarder. Payer engagiert sich bei der NGO ›Protect our Winters‹ für einen nachhaltigen Wintersport und weiß, oberflächlich scheint seinem Beruf die Grundlage wegzuschmelzen. Technisch gesehen könnte auch bei Plusgraden beschneit werden, sagen Experten. Doch hier geht es um mehr als nur die Frage Schnee oder Wasser. Es geht darum, einen Nationalsport klimafit zu machen.

In Österreich wird dessen Zukunft heiß diskutiert. Schließlich hängt viel daran: 250.000 Arbeitsplätze im Wintertourismus, rund 12,6 Milliarden Euro Umsatz jährlich und die Identität als Skifahrernation. Die Klimakrise stellt gerade den Wintersport vor viele Herausforderungen, in den Alpen wird es immer wärmer, mildere Winter werden häufiger. ›In Österreich sind die Schneeverhältnisse unter 1.500 bis 2.000 Metern stark an die Lufttemperatur gekoppelt. Darüber ist eher der Niederschlag entscheidend‹, erklärt Roland Koch, Klimatologe bei der Geosphere Austria. Auch wenn Schnee stark von den lokalen Gegebenheiten abhängt, lassen sich so Trends festmachen: Während den niedrig gelegenen Gebieten bis 2100 tendenziell der Schnee ausgeht, bekommen die sehr hoch gelegenen vielleicht sogar mehr dazu. In der Klimakrise gibt es also auch bei Skigebieten Gewinner und Verlierer.

Koch hat am Projekt FuSE-AT mitgearbeitet, das Schneemodellierungen mit Österreichs Klimaszenarien kombiniert. Ihre Ergebnisse zeigen: Wie viel Naturschnee zukünftig fällt und wie gut Kunstschnee produziert werden kann, hängt stark davon ab, welchen Klimapfad wir einschlagen. Im Szenario mit der stärksten Erwärmung könnten bis 2100 zwei Drittel unserer Skigebiete nicht mehr schneesicher sein, ergab eine Studie des Tourismusforschers Robert Steiger von der Universität Innsbruck. Schon jetzt werden rund 70 Prozent unserer Skipisten beschneit. Und manchmal reicht selbst das nicht.

Buch Icon

Wörter: 2068

Uhr Icon

Lesezeit: ~ 11 Minuten

Breitengrade-Newsletter abonnieren und Artikel komplett lesen

Sie können die gesamte Ausgabe, in der dieser Artikel erschien, als ePaper kaufen:

Diese Ausgabe als ePaper für € 6,00 kaufen