Das Machtsystem des ORF

Am 10. August wird entschieden, wer Österreichs größten Medienkonzern in die Zukunft führt. Wer spielt bei der Besetzung des Schlüsseljobs welche Rolle?

DATUM Ausgabe Juli/August 2021

Wie Caligula, wie ein römischer Kaiser beim Gladiatorenkampf entscheidet in den nächsten Wochen einer, wer den ORF ab 2022 führt. So drastisch beschrieb Bau-Tycoon und Neos-­Finanzier Hans Peter Haselsteiner die Auspizien für die ORF-Wahl am 10. August, bevor er seine Idee eines möglichst unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks aufgab und den ORF-Stiftungsrat verließ. In fünf Wochen bestimmt dieser – laut Gesetz weisungsfreie – Stiftungsrat den Alleingeschäftsführer des ORF mit einfacher Mehrheit. Und erst­mals seit ORF-Gedenken haben der ÖVP nahestehende und zugerechnete Stiftungsräte alleine diese Mehrheit im obersten ORF-Gremium. ORF-Caligula ist, nach Haselsteiner, Sebastian Kurz.

Bewerbungsfrist : 28. Juli, bis 3. August sind Nachnominierungen möglich. Bisher hat sich nur einer öffentlich deklariert : Alexander Wrabetz, seit 2007 Generaldirektor des ORF. Er kommt aus der Sozialdemokratie, wurde gegen ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel ORF-Chef und überlebte einen roten Kanzler Werner Faymann, der ihn lieber jetzt als später loswerden wollte. Noch eine Wiederwahl für eine vierte Amtszeit bis 2026? Wrabetz bemüht sich sichtlich mit Spezial-ZiBs und Hauptabendshows um Kurz’ Wohlwollen. In politisch volatilen Zeiten und mit einer so raren Mehrheit liegen Besetzungen näher, die den Kurs auch bei geänderten politischen Windverhältnissen verlässlich halten. Aber zu oft schon wurde der Überlebenskünstler verfrüht abgeschrieben, im komplexen Machtgefüge um den Küniglberg. •

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