Der Schriftsteller Ondřej Cikán boykottiert russisches Gas, er möchte seine Gemeindewohnung mit Holz heizen. Aber Wiener Wohnen sagt nein.
Dieses Porträt wurde von Sebastian Loudon eingelesen – hören Sie sich das hier an.
Im Sommer ist es nicht ganz so schlimm. Wenn die Temperaturen auch in der Nacht kaum unter 25 Grad sinken und die Rohre warm sind, hat das Wasser aus der Brause eine gute halbe Minute lang Zimmertemperatur. Man muss verdammt schnell sein, dann geht es sich aus. Aber meist kommt bei Ondřej Cikán dann doch der Kälteschock. ›Ich hasse es‹, sagt der in Prag geborene Schriftsteller, Übersetzer und Verleger. Er duscht gerne lange und heiß, auf die morgendliche Erfrischung würde er liebend gerne verzichten. Aber eines hasst er noch viel mehr als das frostige Wasser: die Abhängigkeit von einem kriegerischen Diktator.
Cikán lebt seit 1991 in Wien. Hier ist der heute 37-Jährige in die Schule gegangen, hier hat er geheiratet, hier sind seine drei kleinen Kinder auf die Welt gekommen. Vor bald einem Jahr hat die Jungfamilie eine geräumige Gemeindebauwohnung in Wien Landstraße bezogen, einen kleinen Fußmarsch entfernt vom Hauptbahnhof. Wenige Monate später marschierten russische Truppen in der Ukraine ein. Cikán und seine Frau wollten etwas dagegen tun: Sie drehten die Therme ab, weil sie den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg nicht durch den Kauf von russischem Gas finanzieren wollten. Sie möchten sich lieber einen Holzofen anschaffen, so wie das derzeit viele andere Mieterinnen und Mieter privater Wohnungen machen. Aber Wiener Wohnen stellt sich noch quer. Nun färben sich die Blätter rot, es wird langsam kühl. Die Zeit wird knapp für die Jungfamilie, die ein Zeichen gegen den Krieg setzen möchte.
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