Die andere Volksdroge

Smartphones machen süchtig. Was Hirnforscher, Philosophen und Tech-Entwickler raten, um der Abhängigkeit zu entkommen.

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Fotografie:
Science Photo Library/picturedesk.com
DATUM Ausgabe Februar 2022

Eigentlich wollte ich nur kurz eine Veranstaltung auf Facebook checken oder einen Tweet absetzen. Eigentlich wollte ich den Abend lesend verbringen, öfter Gitarre spielen oder schreiben. Aber mein Gehirn sagt Nein. Weil mein Gehirn darauf programmiert ist, das Wohlbefinden zu suchen und Schmerz zu vermeiden, egal wie kurzfristig. Das macht mein Hirn, indem es Dopamin ausschüttet, ob ich will oder nicht. Und deshalb scrolle ich manchmal lange, gedankenverloren und nur halbbe­wusst durch verschiedenste Feeds.

What goes up must come down
Dopamin ist in aller Munde. Und noch wichtiger in aller Hirne. In meinem, in Ihrem, in denen aller Menschen und vieler Tiere. Dopamin ist ein Nervenbotenstoff (Neurotransmitter), der auch als Glückshormon bezeichnet wird, weil er für Motivation, Antrieb und Belohnungseffekte sorgt. Dopamin ist der Stoff schlechthin für die Leistungsgesellschaft. Aber nicht, dass dem Dopamin vor lauter Aufregung gleich wieder ein schlechtes Image aufgedrückt wird, wie seinem Kollegen Testosteron. Ein Botenstoff ist weder gut noch schlecht per se, der tut auch nur seinen Job.

Es kommt – wie so oft – auf die Menge an. Die US-amerikanische Psychiaterin Anna Lembke beschreibt in ihrem neuen Buch ›Dopamine Nation‹ (2021), wie Dopamin Sucht erzeugt. Wir wollen den Pegel halten, weil es sich geil anfühlt. Das geht mit einem Stück Schokolade (Dopaminerhöhung um 50 Prozent), Sex (100), Nikotin (150) und Amphetaminen (1.000). Eine andere natürliche Möglichkeit, Dopamin auszuschütten, ist unser Verhalten. Diese natural highs (oder endogene highs, also vom Körper selbst kommend) sind nicht weniger suchtgefährlich.

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