Die Rechtsextremen in der Ritterburg
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat im November acht Mitglieder der ›Sächsischen Separatisten‹ festgenommen. Sie wirft ihnen vor, den bewaffneten Umsturz in Deutschland geplant zu haben. Die Spuren der mutmaßlichen Rechtsterroristen führen auch nach Österreich – bis zu einem Sprengstoffexperten mit Verbindungen ins Innenministerium.
Es ist der Tag nach Neujahr, als Jana Schimanek beschließt, den reichsten Mann der Welt um Hilfe zu bitten. ›Dear Mr. Musk‹, schreibt sie unter dem Namen @OdinsJana auf X, vormals Twitter, öffentlich einsehbar auf Englisch an den Eigentümer der Plattform. ›Ich will Ihnen mitteilen, dass US-amerikanische FBI-Agenten für eine Geheimdienstoperation benützt wurden.‹ Diese habe nur ein Ziel gehabt: der AfD zu schaden. Im Zuge der Operation seien acht Männer wegen Terrorvorwürfen verhaftet worden, darunter ihre beiden Söhne Jörg und Jörn Schimanek.
Zum Posting fügt Jana Schimanek Screenshots einer anderen Nachricht hinzu, die ihr Mann Hans Jörg jun. verfasst habe. Auch er bittet den Milliardär, der wenige Tage zuvor per Gastbeitrag in der Welt am Sonntag Partei für die AfD im deutschen Wahlkampf ergriffen hat, um Hilfe gegen den ›Deep State‹. Sein Schreiben endet mit zwei Aktenzeichen, die Musk vermutlich möglichst schnell zu den Verfahren gegen Schimaneks Söhne führen sollen. Dahinter verbirgt sich eine der größten Razzien gegen mutmaßliche Neonazis im vergangenen Jahr.
Am Morgen des 5. November ließ die deutsche Bundesanwaltschaft acht Männer zwischen 20 und 25 Jahren, darunter auch die genannten Söhne der Schimaneks, verhaften. Die beiden Brüder hätten 2020 die rechts-terroristische Gruppierung ›Sächsische Separatisten‹ (abgekürzt ›SS‹) mitgegründet, teilte die Behörde damals mit. Gemeinsam mit 15 bis 20 anderen Personen hätten sie sich auf den ›Tag X‹ vorbereitet, an dem aus Sicht der Vereinigung ›der staatliche und gesellschaftliche Zusammenbruch eintreten‹ werde. Dafür sollen sie im Häuserkampf mit Waffen geübt und militärische Ausrüstungsgegenstände wie Tarnfleckanzüge, Schutzwesten und Gasmasken gelagert haben. Ziel der Gruppe sei es gewesen, in Sachsen mit Waffengewalt ein ›am Nationalsozialismus ausgerichtetes Staats- und Gesellschaftswesen zu errichten‹. Dabei hätten ›unerwünschte Menschengruppen notfalls durch ethnische Säuberungen aus der Gegend entfernt werden‹ sollen. Drei der acht Festgenommenen waren Mitglieder der AfD. Sie wurden laut deutschen Medienberichten inzwischen ausgeschlossen.

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