Wie man heute einen Literaturverlag gründet, ohne damit sein Leben zu zerstören.
Es ist kurz nach Mitternacht. Ondřej sitzt im Vorzimmer seiner Zwei-Zimmer-Wohnung, das zugleich das Büro unseres Verlages ist. Seine drei kleinen Kinder haben Durchfall, deshalb war es mit dem Schlafenlegen heute schwierig, aber endlich ist Ruhe eingekehrt, und die muss bis zum nächsten Wickeln genutzt werden.
Also was tun? E-Mails? Am dringendsten wären Vorbereitungen für die Leipziger Buchmesse, wo der Kētos-Verlag zum ersten Mal ausstellen wird: Programmeinträge, Buchbeschreibungen, Reisefinanzierung für die Autoren müssen erledigt werden. Oder sollte er sich nicht lieber um die Lesung im Wiener Literaturhaus kümmern, die zu seinem plötzlichen Erstaunen schon in fünf Tagen stattfindet? Da müssen noch die gesponserten hundert Pilsner Biere geliefert werden, nicht, dass wir auf dem Trockenen sitzen. Eigentlich wollte er dieses Wochenende an einem der vier Bücher arbeiten, die nächsten Monat in Druck gehen müssen. Nein! Er hatte sich doch fest vorgenommen, bis Weihnachten seine Steuererklärung für 2019 zu machen, um endlich die Mindestsicherung, die Wohnbeihilfe und die Ermäßigung des Kindergartengelds beantragen zu können. Das wäre zwecks Überwindung der Armutsgrenze viel effizienter als alles andere. Und es erinnert ihn wiederum daran, dass seine Arbeit schon seit zwei Jahren kaum Geld einbringt, was natürlich zu Spannungen mit seiner lieben Gattin führt. Wie auch immer, zuerst werden die Dinge erledigt, für die es eine nahende Deadline gibt. Also geht er jetzt schleunigst hinaus, kauft Bier und Zigaretten, und dann schreibt er seinen Teil dieses Artikels für DATUM.
Wörter: 1937
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