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Dunkle Tannen, grüne Wiesen

Eigensinnig, naiv, naturverbunden: Auch 140 Jahre nach ihrer Schöpfung erreicht Heidi weltweit Kinderzimmer. Unterwegs im Heidiland.

DATUM Ausgabe Juni 2020

Heidiland ist steil. Ins Gästebuch von Heidis Alphütte, zwei Wegstunden oberhalb der Ortschaft Maienfeld im Schweizer Kanton Graubünden nächst Liechtenstein, schrieb eine zehnjährige Besucherin: › Ich habe die Ziegen gefüttert. Es war sehr schön und der Weg auf die Alm herauf war weit. ‹ Immer hinauf, immer nach oben gerichtet – die Schritte, die Blicke, den Geist. So ist der Heidi-Mythos heute, so beginnt die Geschichte damals: › Auf diesem schmalen Bergpfade stieg am hellen, sonnigen Junimorgen ein großes, kräftig aussehendes Mädchen dieses Berglandes hinan, ein Kind an der Hand führend, dessen Wangen so glühend waren, daß sie selbst die sonnenverbrannte, völlig braune Haut des Kindes flammend durchleuchteten. Es war auch kein Wunder: das Kind war trotz der heißen Junisonne so verpackt, als hätte es sich eines bitteren Frostes zu erwehren. ‹ So wird Heidi im zweiten Absatz des ersten Kapitels von › Heidis Lehr- und Wanderjahre ‹ vorgestellt. 1880 erscheint das Buch mit dem Untertitel › Eine Geschichte für Kinder und auch für Solche, welche die Kinder lieb haben ‹ zum ersten Mal. Zig Auflagen und Übersetzungen, Spiel- und Zeichentrickfilme, Serien, Comics, Musicals folgten bis heute und machten das Buch zu einem Klassiker der Kinderbuchliteratur und Heidi zur berühmtesten Botschafterin der Schweiz.

› Ihr »Heidi« hat mir einen jungen und frischen Eindruck gemacht, wie ich nicht sagen kann. Sie haben doch ein glückliches Naturell! Dabei erzählen Sie so resolut, dass die Kritik gar nicht dagegen aufkommt ‹, schreibt der Schweizer Dichter Conrad Ferdinand Meyer nach Erscheinen des Buches an die Autorin Johanna Spyri. 140 Jahre später nennt die Psychoanalytikerin Rotraud Perner das Buch › einen frömmelnden Erziehungsroman auf dem Niveau der 1880er-Jahre ‹. Sie bekam das Buch als Volksschülerin Anfang der 1950er-Jahre zur Lektüre. Nach der DATUM-An­frage über ihre Einschätzung hat sie es wieder gelesen. › Aus psychoanalytischer Sicht besteht die heilende Wirkung von Heidi in der zudeckenden Nai­vität ‹, sagt sie: › Heidi bekommt ja kaum was mit und bietet damit ein Vorbild von: Glücklich ist, wer vergisst. So geht Unschuld. ‹ 

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Wörter: 2006

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Lesezeit: ~ 11 Minuten

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