In Südtrioler Kirchen lagern die Skelette katholischer Märtyrer aus dem antiken Rom. Irene Tomedi restauriert ihre Kleider und lüftet ihre Geheimnisse.
Irene Tomedi, 61 Jahre alt, kinnlanges, blondes Haar, hält den rechten Arm des Skeletts vor ihr auf dem Tisch senkrecht nach oben. Mit der linken Hand schiebt sie ihre Hornbrille ein Stück weiter auf den Nasenrücken, damit sie das verstaubte Gewand besser betrachten kann. Dann greift sie zur Pinzette, um den ersten Faden zu lösen.
Minuten vergehen, bis sich der Faden endlich lockert. Minuten, in denen die leeren Augenhöhlen im Schädel des Skeletts sie bizarr anstarren. Doch Irene Tomedi inspiziert nur das alte Kleidungsstück, das sich in seiner ganzen Verschmutzung, mit dem Staub, den Verkrustungen, den zerfledderten Nähten auf dem weißen Holztisch präsentiert.
Mit Daumen und Zeigefinger greift sie den Schulterumhang und legt ihn auf dem Tisch ab. Darunter findet sich eine gelb-braune Rüstung. Während ihr Mitarbeiter Claudio Temelin einen Knochen nach dem anderen prüft, zieht Irene Tomedi dem Skelett Schuhe, Unterröcke, Ketten und Ringe aus und beschriftet sie mit Zetteln, auf denen › links ‹, › rechter Zeigefinger ‹ oder › linker Daumen ‹ steht. Anderthalb Stunden später ist das Skelett nackt. Ohne Kleidung, ohne Schmuck. Die Knochen an den Beinen zeigen zahlreiche Löcher. Sie sehen aus wie Korallensteine.
Wörter: 1707
Lesezeit: ~9 Minuten
Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen.
Die Bezahlung erfolgt via PayPal.
Nach Bezahlung ist der Artikel 48 Stunden für Sie verfügbar.
Russlands Präsident Wladimir Putin kokettiert gerne mit seiner Vergangenheit als KGB-Spion. Dokumente der DDR-Staatssicherheit, die vor wenigen Jahren in den Aktenbeständen einer Außenstelle gefunden wurden, lesen sich im Licht des Ukraine-Krieges neu. Aber auch viele der Verstrickungen Österreichs mit dem Kreml haben ihren Ursprung in der Wendezeit.
Nach Jahrhunderten der Unterdrückung und der Ausbeutung haben die Menschen in der Ukraine erstmals das Gefühl, dass der Staat ihnen dient und Leben rettet.
Ein toter Briefkasten im Wald, geheime Treffen in Hotels und Strela-Satelliten im All: Der spektakuläre Fall des 2018 als Spion enttarnten österreichischen Soldaten M.M. zeigt, wie Russland in Europa geheime Informationen beschafft.