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Ein Leben im Tag von … Kurdwin Ayub

über Laienschauspieler, den neuen ›Gladiator‹ und ihr trashiges Ich.

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Fotografie:
Neven Allgeier
DATUM Ausgabe Dezember 2024/Jänner 2025

Mein Wecker läutet um acht. Ich versuche, nicht auf Schlummern zu drücken, aber dann passiert es doch. In der Früh kommt immer gleich eine meiner Katzen – Hildegard oder Bulbul – und legt sich auf mein Gesicht. Um halb neun stehe ich dann auf.

Nach meinen Dehnübungen gegen meine Rückenschmerzen füttere ich meine Katzen und mich. Oder mein Freund tut das, er steht früher auf. ­Danach setze ich mich an meinen ­Laptop und beginne zu schreiben. ­Morgens bin ich am produktivsten, egal ob ich an einem Drehbuch, einem Theaterstück oder einer Filmidee ­arbeite.

Ich bin im Irak geboren und in Wien-Simmering aufgewachsen, diese beiden Welten prägen meine Arbeit stark. Ich schreibe immer über Dinge, von denen ich Teil bin, das kommt automatisch so aus mir raus. Deswegen geht es meistens um Familie, Flucht, Migration, Identitäten und das Ausbrechen aus Stereotypen.

Beim Schreiben höre ich immer Musik, von Rihanna über Techno bis hin zu kurdischen Klängen. Die Musik fließt auch in meine Projekte ein. Beim Theaterstück, an dem ich gerade schreibe, haben mich die Lieder von ›The Weeknd‹ inspiriert, die in der Serie ›The Idol‹ – eine Art Erotikdrama – vorkommen. In meinem Stück geht es um eine Königin, die über den Islamischen Staat von Europa regiert und weiße Männer tötet, nachdem sie mit ihnen geschlafen hat. Georg Friedrich wird den weißen Mann spielen, eine Rapperin die Königin.

Mittags gibt es bei uns oft Spaghetti mit Gemüse – auch von meinem Freund zubereitet. Meistens stehen am Nachmittag Zoom-Meetings, Interviews oder Drehvorbereitungen auf dem Programm. Oft schauen meine Tage aber auch ganz anders aus. Gestern war ich in Berlin. In der Früh hatte ich drei Stunden lang Castings – für mich ein zentraler und aufwendiger Prozess, der viel Recherche erfordert. In letzter Zeit caste ich oft Musiker, Performer oder Tänzer. Es müssen keine Profischauspieler sein, aber ich suche immer Personen, die auch wirklich verstehen, was eine Filmrolle bedeutet. Ich mag die Abwechslung in meiner Arbeit. Am liebsten sind mir aber trotzdem die Tage, an denen ich am Nachmittag keine Termine habe, sondern einfach schlafen kann.

Mein Alltag mag von außen chaotisch wirken, aber ich bin sehr organisiert. Immer mit dabei habe ich Käsepappeltee gegen Stress-Magen und mein Handy, auf dem ich mir alles notiere. Ich versuche, nicht zu viel Zeit auf Instagram zu verbringen, obwohl ich gerade ziemlich stolz auf meinen Algorithmus bin, weil ich sehr lustige Videos vorgeschlagen bekomme. Posts von anderen Leuten aus der Branche schaue ich mir aber nie an. Das lässt Selbstzweifel und Unsicherheiten nur größer werden.

Wenn ich mich am Abend für Premieren, Screenings oder Q&A in Kinos herrichte, brauche ich circa eine Stunde für Haare, Make-up und Outfit raussuchen. Ich muss dann die öffentliche Kurdwin, die Regisseurin Kurdwin, präsentieren – da muss alles sitzen. Ich verstelle mich nicht, aber solche Auftritte sind natürlich mit Druck und Stress verbunden, was ich schon anstrengend finde.  

Ich gehe aber auch gerne privat mit Freunden ins Kino – die sind auch alle aus der Filmbranche. Für Blockbuster gönne ich mir gerne mal IMAX. Als nächstes schaue ich mir den neuen ›Gladiator‹ an, vor allem wegen der männlichen Schauspieler. 

Wenn ich mal zwei Tage wirklich nichts zu tun habe – was aktuell viel zu selten passiert – kommt die ›trashige Kurdwin‹ zum Vorschein. So nennt das mein Freund. Dann liege ich mit Cookie Dough und Bier eingekuschelt im Bett. Das macht mich glücklich. •

Kurdwin Ayub (34) lebt und arbeitet als Regisseurin und Drehbuchautorin in Wien. Ihr im August erschienener Film ›Mond‹ wurde auf dem Filmfestival Locarno mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Am 14. Februar feiert ihr neues Theaterstück ›Weiße Witwe‹ auf der Berliner Volksbühne Premiere.

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