Eine Frau, die liefert

Salma Awad war die erste weibliche Fahrradbotin des Sudan – bis sie wie zwölf Millionen ihrer Landsleute vor dem Bürgerkrieg fliehen musste. Nun versucht die einstige Profi-Fußballerin sich radelnd in Ägypten ein neues Leben aufzubauen.

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Fotografie:
Helena Lea Manhartsberger
DATUM Ausgabe Mai 2025

Mit einem Ruck nimmt sie das Mountainbike hochkant, nur so passt es mit ihr in den Aufzug, der ohne Türen acht Stockwerke in die Tiefe rauscht. Es ist halb zehn Uhr morgens – noch früh für die Millionenstadt Gizeh, die sich auf der westlichen Seite des Nils an die Metropole Kairo anschließt, als wäre es eine einzige, riesige Stadt. Hier wird es erst nachmittags so richtig voll auf den Straßen. Salma Awad, 33 Jahre alt, schwingt sich auf ihr Fahrrad, über 2.000 Kilometer entfernt von ihrer Heimatstadt Khartum. Auf dem Rücken ein Rucksack voller Bücher von ihrer Tante, die zu ihren Cousins in der Nähe sollen. Auf der angrenzenden, großen Straße hupen Autos und Minibusse, dazwischen rütteln Pferdekarren hindurch. Mittendrin Salma auf ihrem neuen Mountainbike, in ihrem roten Mantel, schwarzen Fellhut und mit Sonnenbrille. Männer, die am Rand stehen, schauen ihr nach. 

Salma Awad war die erste Frau des Sudan, die dort mit dem Fahrrad Lieferungen ausfuhr. Doch vor einem guten halben Jahr ist sie nach Ägypten geflohen, wie geschätzt 1,2 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen, die damit die größte Gruppe Geflüchteter im Land stellen. In ihrer Heimat wütet ein unerbittlicher Krieg. Salma musste ihr Zuhause, ihre Familie und ihren Alltag zurücklassen, nicht aber ihre Träume. Ihr nächstes Ziel: Sie will endlich wieder Kunden haben, die sie dafür bezahlen, dass sie ihnen Waren liefert – mit dem Fahrrad. Aber das war schon in Khartum nicht leicht, dort gilt Fahrradfahren für Frauen als unsittlich. Erst recht quer durch die Stadt, wie Salma es für ihre Lieferfahrten machte. Auch in Gizeh und Kairo gibt es kaum Frauen, die auf den Straßen Fahrrad fahren. Nicht nur wegen der gesellschaftlichen Normen.

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