Athens Muslime beten in Kellern. Nun bekommen sie eine offizielle Moschee, die so niemand will.
Zu sterben ist in Athen eine durchaus komplizierte Angelegenheit, sofern man seinen Gott Allah nennt. Es gibt in der griechischen Hauptstadt keinen islamischen Friedhof und darüber hinaus nicht einmal eine offizielle Moschee. Die griechischen Behörden wissen also nicht so wirklich, wie sie verfahren sollen, und schicken Leichname zu einer der mehr als sechzig illegalen Moscheen in Athen, die in Kellern und Garagen eingerichtet sind. Dort findet die rituelle Waschung statt und das Einhüllen der Körper in weiße Tücher. So passierte es auch einer jungen Frau aus Somalia, die in einem Sommermonat in einen schwarzen Plastiksack mit Reißverschluss verpackt zur Moschee al-Salam verfrachtet wurde – zu Naim Elghandour.
Elghandour, 62, ist Ägypter und Präsident der Muslimischen Vereinigung Griechenlands. ›Pass auf‹, rief ihm der Fahrer des Leichenwagens zu, ›die ist hochansteckend!‹ Elghandour bekam ein paar Papiere in die Hand gedrückt, in denen sich Wörter wie Meningitis und bakterielle Lungenentzündung, daneben Namen von bedrohlich klingenden Viren fanden. Er rief die jungen Mütter zu sich, die den Körper der Frau waschen sollten: ›Wir haben ein Hygieneproblem!‹
Der Islam hat abertausende Regeln, die aus den heiligen Schriften hergeleitet wurden. Sie bilden das Handbuch für ein gottesfürchtiges Leben. Hat ein Muslim Fragen, holt er sich Rat bei einem Scheich oder dem Vorsteher der Moschee. Nun hat Athen aber keine offizielle Moschee und deshalb auch keinen Imam. Elghandour wusste also nicht, wer ihm seine Spezialfrage beantworten sollte: Was macht man mit einem hochansteckenden, aber intakten Leichnam, der nach den Gesetzen Allahs unbedingt zu waschen wäre?
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