Gib Flosse
Meerjungfrauen, wohin man schaut. Wer keine Lust auf die Hollywood-Neu-verfilmung mit Halle Bailey hat, mag es mit der österreichischen Produktion ›Mermaids don’t cry‹ probieren. Aber Achtung: Um ›echte‹ Meerjungfrauen geht es in Franziska Pflaums Debütfilm nicht. Es ist nur so, dass Supermarktkassiererin Annika (Stefanie Reinsperger) im städtischen Hallenbad gerne in die Plus-Size-Flosse schlüpft. Weil ihr der Schmarrn dabei leider zerreißt und die neue, viel schönere Glitzer-Version, die sie im Internet erspäht, satte zweieinhalbtausend Euro kostet, hat Annika ein Problem – beziehungsweise eine starke Motivation (brauche Geld für Flosse!), die den Plot des Films in Schwung bringt.
Da Annikas Welt – man muss es so hart sagen – fast ausschließlich von Freaks bevölkert wird, türmen sich vor ihr bald die Hindernisse. Obdachlose Väter und Gspusis ziehen ungefragt in ihre Gemeindebauwohnung ein, und ihre bizarrerweise ›Mrs. Biber‹ geheißene norddeutsche Chefin quält sie mit esoterischen Kalendersprüchen. Im scharfen Kontrast zur kapitalistischen Realität scheint es in Annikas Welt außerdem weder Konsumkredite noch Ratenzahlung zu geben, weshalb das mit der Flossenfinanzierung dann noch echt schwierig wird. So richtig lustig ist das alles nicht, für Tragik fehlt es an Plausibilität und Tiefgang. Dass der Film nicht gänzlich auf Grund läuft, ist vorwiegend den soliden schauspielerischen Leistungen geschuldet. Im Flossenfilm-Genre dürfte ›Mermaids don’t cry‹ dennoch Randnotiz bleiben.
Mermaids don’t cry, Regie: Franziska Pflaum, Kinostart: 7. Juli