Heimatfront

Mehr Geld, mehr Waffen: Das Heer ist wieder wer. Die neue Macht könnte zur Bedrohung werden.

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Illustration:
Anna Nogalska
DATUM Ausgabe November 2016

Auf die Mission im alpinen Hochgebirge, auf diesen ›äußerst schwierigen Einsatz‹, wie der Militärkommandant erklärt, haben sich die Soldaten penibel vorbereitet. Jeder kennt seine Rolle, weiß, was er in dem unwegsamen Terrain zu tun hat, weiß in den vereisten Hängen Halt zu finden. Von ihnen hängt der Erfolg, der reibungslose Ablauf, einer viel größeren Operation ab. Um sechs Uhr in der Früh stehen hundert teils noch pausbäckige Soldaten des Hochgebirgsbataillons 24 aus St. Johann in Tirol und Lienz im Schnee und dampfen verschwitzt in der kalten Luft. Es ist der 17. Jänner, drei Tage wird die Mission dauern. Das Thermometer zeigt zwanzig Grad unter null, die Meteorologen sagen Schneefall voraus: ideale Bedingungen für den Skizirkus, der sich zum Hahnenkammrennen in Kitzbühel eingefunden hat. Die Mission der 6. Jägerbrigade, die hier die Pisten präpariert, beginnt.

Österreichs Bundesheer ist für jeden etwas anderes und für alle ein gesellschaftspolitischer Zankapfel: Die einen sehen darin eine effiziente Schule zur Mannwerdung spätpubertierender Burschen, die anderen einen Ana­chronismus aus dem Kalten Krieg. Die Politik hat in der Landesverteidigung in den vergangenen Jahren vor allem das Einsparungspotenzial gesehen und den Verteidigungs­etat immer weiter zurückgefahren. Die aktuelle Bedeutung des Ministeriums lässt sich an den Werdegängen jener nachzeichnen, die es zuletzt geleitet haben: Für die Poli­tiker war der Posten des Verteidigungsministers an der Ross­auer Lände 1 meist zuerst eine Verlegenheitslösung und dann der Kopfbahnhof ihrer Karriere. ­Norbert Darabos, Gerald Klug, man kann sie fragen.

Als Verteidigungstruppe, als sicherheitspolitisches Instrument, wird das Bundesheer eher nicht definiert. Bisher. Denn die Welt hat sich geändert, schon wieder, und das soll sich auch in den Kasernen widerspiegeln. Der Neue an der Rossauer Lände, der hemdsärmelige Polizist Hans Peter Doskozil, fordert jedenfalls selbstbewusst mehr Aufmerksamkeit. Sein Vorteil: Dass es mit der Landesverteidigung so nicht weitergehen kann, haben seine roten Parteikollegen und der schwarze Koalitionspartner verstanden und Mittel für einen Neuanfang aufgetrieben. Die Reform beginnt mit einem Geldversprechen: 1,3 Milliarden Euro sollen bis 2020 zusätzlich in den Verteidigungsetat fließen, so hat es die Regierung im Frühjahr beschlossen.

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