Im Niemandsland

Seit 2021 starben und verschwanden zahlreiche Flüchtlinge im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus. Nun macht die Regierung in Warschau den Kampf gegen die Migranten erneut zum Wahlkampfthema.

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Fotografie:
Florian Bayer
DATUM Ausgabe Oktober 2023

Wald, nichts als Wald. Wenn man nach Białowieża fährt, durch eine Straße inmitten des gleichnamigen Urwalds, dem ältesten Europas, sieht man nichts als die Bäume, die bis zu 50 Meter hoch in den Himmel ragen. Nur mit viel Glück verirrt sich eines der rund 800 Żubroń-Bisons, die hier leben, auf die fast schnurgerade Straße. Sie sind kaum seltener als die spärlichen Radfahrer, die einem vereinzelt entgegenkommen.   

Nach einer knappen halben Stunde Autofahrt durch den insgesamt 1.500 Quadratkilometer großen Wald landet man in der gleichnamigen Ortschaft, nur wenige hundert Meter Luftlinie von der Grenze zu Belarus entfernt. Bis vor Kurzem beliebtes Touristenziel, herrscht hier gähnende Leere. Nur gelegentlich kommt eine Schulklasse oder ein Reisegrüppchen vorbei, am Weg zu den Sehenswürdigkeiten: in den Nationalpark, der direkt an einer Kurve im Ortskern beginnt, zur orthodoxen St. Nicholas-Kirche daneben oder den stolzen Jagdhäusern aus einer anderen Zeit. 

›Wir haben nur 20 Prozent der üblichen Besucherzahl‹, sagt Sławek Dron, Wirt der gehobenen Gastwirtschaft Fanaberia an der Hauptstraße im Ort. Sie ist von Pensionen gesäumt, doch die sind ebenso überwiegend leer wie die großen Hotels am Ortsrand. 

Covid, Wirtschaftskrise, Inflation – in Polen um einiges höher als in Österreich – sind nur einige der Gründe, warum die Touristen ausbleiben. Der Wichtigste aber ist, dass Białowieża seit zwei Jahren vor allem mit einem Thema Schlagzeilen macht: den Flüchtlingen und Migranten, die versuchen, die Grenze von Belarus nach Polen und damit in die EU zu überqueren. Und dem Grenzzaun, den Polen für mehr als 350 Millionen Euro entlang seiner Grenze zu Belarus bauen ließ. 

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