Kitzbühel am Plattensee
Am Balaton zeigt sich, was Viktor Orbáns Regierung von Umweltschutz und Klimapolitik hält.
Es raschelt fast unmerklich im Gebüsch. Die wackelnden Spitzen der hohen Grashalme lassen erkennen, dass sich hier etwas Kleines seinen Weg durch die Wildnis bahnt. Ein braun gestreiftes Wildschwein-Baby tapst in eine lichte Stelle. ›Kurva! Wir müssen abhauen, das ist gefährlich‹, sagt Balázs Juhász und stapft schnellen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung. ›Falls die Mutter kommt.‹ Keine zwei Minuten später kreuzen drei Rehe vor ihm den Trampelpfad.
Durch das Vogelzwitschern und Blätterrauschen dringt aus einiger Entfernung dumpf das Surren von Baggern und das Knirschen ihrer Schaufeln.
Balázs Juhász lebt in Tihany, seit er sechs Jahre alt ist. Dort, wo heute Wildschweine wohnen und Bäume ein Laubdach über ein Gestrüpp aus verlorenen Ästen spannen, hat er in seiner Jugend Reiten gelernt. Vor 40 Jahren waren die Kenderföldek – auf Deutsch Hanffelder – noch eine Wiese ohne Wald, dafür mit Reitstall. In das heutige Dickicht könnte nun wieder ›Ordnung‹ einziehen. Der grüne Streifen Wildnis an der Küste der Halbinsel soll einem Villenviertel weichen. ›Was da abgeht, ist unserer Meinung nach eine Schweinerei‹, sagt Juhász. Und alles nur für das große Geld und einen Blick auf das ›ungarische Meer‹, den Plattensee.
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