Leben auf dem Pulverfass
Der barbarische Terrorangriff der Hamas im Oktober vor einem Jahr führte zu einem verheerenden Krieg im Gaza-Streifen. Nun droht der Konflikt auf das Westjordanland und Jerusalem überzugreifen.
Fatima al-Latif ist 34 Jahre alt, hat Umwelttechnik studiert, arbeitet für eine Hilfsorganisation an der Verbesserung der Wasserversorgung. Verheiratet ist sie nicht. ›Wozu? Mein Job füllt mich aus‹, sagt sie. ›Das ist nicht mehr nötig heutzutage.‹ Sie lebt mit ihren Eltern, dem Bruder und dessen Familie in dem Haus, wo sie geboren wurde. Im Osten Jerusalems, dem Viertel Scheich Dscharrah.
Sie ist eine der wenigen Personen dort, die es wagen, mit der Reporterin zu sprechen. Der Name der winzigen Region zwischen Jerusalems Altstadt und dem Berg Skopus ist ein Symbol des Konfliktes zwischen der palästinensischen und der jüdischen Bevölkerung in der Stadt. Die Räumung von vier palästinensischen Familien – darunter Fatima al-Latifs Nachbarn – aus ihren Häusern hat im Mai 2021 zu einem elf Tage dauernden Konflikt geführt: In Jerusalems Altstadt kam es zu Straßenschlachten, die Hamas-Terroristen in Gaza beschossen Israel mit Raketen, darauf reagierte die Armee mit heftigen Luftschlägen.
Schon lange vor dem 7. Oktober 2023 zeigten solche Episoden eindrücklich, wie fragil die Lage in dem Land ist. An diesem Tag überfiel eine regelrechte Terror-Armee mit 3.000 Kämpfern, angeführt von der palästinensischen Extremistengruppe Hamas, vom Gaza-Streifen aus zwei Dutzend Dörfer im Süden Israels und ein Musikfestival. Die Terroristen ermordeten brutal fast 1.200 Menschen, verschleppten über zweihundert in den Gaza-Streifen. Danach erklärte Israels Führung der Hamas den Krieg: Er wurde zum längsten der Geschichte des Landes und hat bisher mehr als 40.000 Menschen das Leben gekostet. Die zwei Millionen Menschen in Gaza schlitterten in eine humanitäre Katastrophe. Ihre Heimat wurde zu Ruinen gebombt.
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