›Man wird jeden Tag schmutzig‹

·
Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe September 2023

Name: Stefan Hofmann, 37

Beruf: Landschaftsgärtner und Baumpfleger

Was ist der Unterschied zwischen einem Landschaftsgärtner und einem ›normalen‹ Gärtner?

Der klassische Gärtner sitzt im Glashaus, kultiviert Pflanzen und verkauft sie an Baumschulen. Wir machen die schwere Arbeit, draußen mit großen Steinen umgehen und Bäume pflanzen. Wir gestalten einen Garten von null auf: Wege, Terrassen, Baumschnitt, Bepflanzung und Pflege.

Was lernt man in der Ausbildung?

Die Lehre zum Landschaftsgärtner dauert drei Jahre. Man hat Pflanzenkunde und Bodenkultur, denn nicht jeder Boden ist gleich. Der Rest ist Praxis. Später habe ich dann noch die Ausbildung zum Baumpfleger dazu gemacht.

Ein grüner Daumen reicht also nicht? 

Nicht wirklich. Du musst eine Leidenschaft dafür haben, mit den Händen im Gatsch zu arbeiten. Denn man wird jeden Tag schmutzig. Bei der Baumpflege sollte man auch keine Höhenangst haben. Also ich bin gern in den Bäumen unterwegs und finde auch die Aussicht super. Und es ist wunderschön, wenn man Bäume wieder gesundpflegen darf.

Wie pflegt man einen Baum denn ordentlich?

Meistens sind das ganz kleine Schnitte, denn ein guter Baumpfleger hinterlässt keine Spuren. Jeder hat sein eigenes Ritual, aber wenn ich einen Schnitt vornehmen muss, mache ich das zuerst mit der Handsäge. So sage ich dem Baum: ›Ich bin jetzt da.‹ Nach der Pflege sollte sich der Baum wieder wohl und vital fühlen. Eine Rodung ist erst das allerletzte Mittel.

Jeder fünfte Österreicher hat letztes Jahr einen Pfuscher beschäftigt, Gartenarbeiten sind da auch vorne mit dabei. Sind Schwarzarbeiter ein Problem für Ihr Geschäft?

Ich muss sagen, ich habe das selbst auch schon gemacht. Aber für das Geschäft ist das kein Problem. Wir gehen teilweise unter vor Arbeit, aber haben halt leider Gottes oft zu wenig Personal.

Warum, glauben Sie, ergreifen zu wenig Leute ihren Beruf?

Viele unterschätzen anfangs, dass die Arbeit sehr anstrengend ist. Bäume sind nicht leicht und Steine auch nicht. Immer draußen zu sein, muss man auch mögen. Und ich bin zwar zufrieden mit meinem Lohn, aber vielleicht denken manche, dass der auch etwas höher sein könnte.

Wie viel verdient man als Landschaftsgärtner?

Gleich nach der Ausbildung bekommt man 1.500 Euro netto, als Meister bis zu 2.000 Euro netto. Und wenn man Baumpflege auch noch macht, dann kann man mehr verdienen. Je mehr Ausbildungen du machst, desto mehr bekommst du.

Wie viel kostet eigentlich ein Garten?

Das kommt immer auf die Materialien an, die im Garten verwendet werden sollen. Vom geringsten bis zum teuersten Budget geht da alles. Natürlich, wenn man einen Bio-Pool, Wasserfälle oder Dschungellandschaften haben will, geht das schon ins Geld. Einen ›normalen‹ Garten gestalten zu lassen, kostet ungefähr 4.000 Euro.

Was macht einen schönen Garten aus?

Eine gute Mischung aus allem, sodass Harmonie entsteht. Verschiedene Steinarten, Blühsträucher und Stauden. Letztens haben wir in einer Anlage verschiedene Föhrenarten gepflanzt, darunter Farne und Gräser mit ein paar Lampen dazwischen. Das sah abends richtig mystisch aus.

Wie sieht Ihr eigener Garten aus?

Er ist wie ein Experiment und nie ganz fertig. In meinen hundert Quadratmetern habe ich Spalier- und Obstbäume: Äpfel, Birnen, Zwetschken und Nektarinen. Und Blumenhartriegel, das ist mein Lieblingsbaum. Der hat weiße Blätter, und wenn der Herbst kommt, färben sie sich ins Rosarote. Einfach wunderschön. •

Zahlen und Daten

2022 gab es in Wien 148 Landschaftsgärtner, davon waren 118 Männer und 30 Frauen. Auf österreichweit 14.082 Beschäftigte in der Gärtner- und Floristensparte kommen nur 838 Lehrlinge, von denen mehr als die Hälfte weiblich ist.

Die 1995 österreichischen Gartengestaltungsunternehmen machten 2021 rund 1,155 Milliarden Euro Umsatz und setzten damit auch während der Pandemie einen stetigen Aufwärtstrend fort.

Im Jahr 2022 wurden in Österreich insgesamt über alle Branchen 28,7 Milliarden Euro mit Schwarzarbeit erwirtschaftet. In jedem zehnten Haushalt war mindestens eine Person im Pfusch aktiv.

Quellen: WKW | WKÖ | Erhebung JKU Linz