Prügel und Predigt
Lebenscoach Markus Streinz hat eine sektenartige Gemeinschaft um sich geschaffen, in der er unter dem Vorwand der Heilung Frauen schlägt und erniedrigt. Wieso stoppt niemand diesen Mann?
Man kann Markus Streinz vieles vorwerfen, aber nicht, dass er sich bemühen würde, sein Verhalten zu verbergen.
Da ist zum Beispiel ein Video, das er auf seinem mittlerweile mehr als 11.000 Abonnenten starken Instagram-Profil hochgeladen hat. Es zeigt ihn mit einer jungen Frau namens Alina B. in einer Wohnung. Sie steht oberkörperfrei da, verdeckt ihre Brüste mit den Händen.
Zuerst deutet Streinz auf die Frau: ›Da ist der Tod in ihr, auch wenn’s so liab dreinschaut.‹ Ihre Probleme würden in den Knochen liegen. Der großgewachsene Mann bäumt sich hinter ihr auf und fragt: ›Hast du Angst vor mir?‹ Dann beginnt er zu schreien. Streinz ballt seine rechte Hand zu einer Faust, holt aus und schlägt B. mit voller Kraft auf den Rücken. Ein dumpfer Knall. Die Frau stolpert nach vorne, ist aber noch auf den Beinen. Streinz befiehlt ihr: ›Leg dich hin und zeig ihnen, dass du nimmer stehen kannst.‹ Sie tut, was er sagt.
Die geschilderte Aufnahme ist mehr als ein Jahr alt. Wo genau das Video entstand, ist unklar, wer der Mann ist, der darin zuschlägt, nicht: Streinz, 37, aufgewachsen im oberösterreichischen Marchtrenk, lernte Maschinenbautechniker, machte dann aber Karriere im Netzwerk-Marketing. Er war Vertriebspartner eines US-amerikanischen Unternehmens und verkaufte deren Marketing-Kurse. Streinz hatte so viel Talent darin, dass er bald selbst in gutbesuchten Sälen in Leonding, Linz und Villach Vorträge über Verkaufsstrategien und Persönlichkeitsentwicklung hielt.
Und auch Streinz selbst entwickelte sich weiter. Heute inszeniert er sich als erfolgreicher Unternehmer und spiritueller Mentor. In seiner ›Liberator Academy‹ verspricht er ›Transformation in allen Lebensbereichen‹. Hunderte Menschen aus allen Gesellschaftsschichten versammeln sich deshalb in seinen Zoom-Calls, während Streinz – derzeit von Thailand aus – seine Weisheiten mit ihnen teilt. Die wiederum spenden ihm Geld und verkaufen Streinz’ hochpreisige Kurse für eine Provision an andere Leute weiter.

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