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›Rauch in der Kabine kommt selten vor‹

Brigitte Hirt, 47, ist Fluglotsin bei Austro Control in Wien-Schwechat.

Interview:
Johannes Pucher
·
Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Februar 2018

Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?
Mein Vater hat vor mittlerweile 27 Jahren zufällig ein Inserat gelesen, in dem stand, dass Fluglotsen gesucht werden. Gerade auch Frauen, was damals nicht so üblich war.

Was macht den Reiz des Berufs für Sie aus?
Ich hab nicht diese technische Faszination in Bezug auf Flugzeuge, sondern eher die Faszination, dass das alles reibungslos funktioniert. Ich mag das genaue Arbeiten und die Verantwortung, die man hat – es ist ein schwieriger und fordernder Job, aber auch ein gut bezahlter.

Wieviel verdienen Sie?
Das Einstiegsgehalt ist 5.000 Euro brutto.

Sie leiten die Flugzeuge in den Flughafen, wie kann man sich das vorstellen?
Wir Fluglotsen geben einander die Flieger immer weiter, von Luftraum zu Luftraum. Wenn ein Flugzeug dann im Anflug auf Wien-Schwechat ist, kommt es auf unsere Frequenz an. Die Einteilung, wann wer startet und landet, das ist unsere Verantwortung.

Welche Fähigkeiten braucht man dafür?
Hohe Konzentrationsfähigkeit, Entscheidungsfreudigkeit, Reaktionsschnelligkeit, ein sehr gutes räumliches Vorstellungsvermögen und Teamfähigkeit.

Was tun Sie, wenn an einem Tag die Konzentration einmal nicht so gut ist?
Wenn man sich nicht arbeitsfähig fühlt, soll man bei uns auch nicht arbeiten. Die Eigenverantwortung ist sehr hoch. Dabei haben wir eine fixe Pausenregelung. Das heißt: Hundert Minuten am Arbeitsplatz und dreißig Minuten Pause.

Gibt es auch etwas Belastendes in Ihrem Beruf?
Belastend sind Situationen, in denen die Möglichkeit besteht, etwas zu über­sehen. Menschen machen Fehler.

Was darf man nicht übersehen?
Dass ein Flieger auf der Piste steht und man einem anderen sagt, er darf landen. Das passiert aber auch nicht. Dafür haben wir eine lange Schulung am Simulator, Training im Job und dann noch ungefähr 200 Stunden am Pult, wo der Lehrer jederzeit eingreifen kann. Dadurch geht das in Fleisch und Blut über.

Haben Sie schon brenzlige Situationen erlebt?
Es gibt so Standard-Notfälle, wenn das Fahrwerk nicht heraußen ist oder Rauch in der Kabine. Das kommt sehr selten vor. Ich hatte aber auch einmal einen Flieger mit einem ›complete electrical fail‹, das heißt, der konnte nicht mehr g’scheit navigieren. Gott sei Dank war gute Sicht, um ihn zurückzulotsen.

Sind Sie als Fluglotsin weniger gelassen, wenn Sie in ein Flugzeug einsteigen, weil Sie wissen, was alles schiefgehen kann?
Im Gegenteil, ich bin eher gelassener, weil man sieht, dass äußerst selten etwas schiefgeht. •