Spiel mit Rückschlägen

Der Badminton Sport Club 70 Linz fing klein an, wurde sehr groß und schrumpfte sich dann wieder gesund. Heuer wird er 50 Jahre alt. Die Geschichte eines Provinzsportvereins, der einmal den Europacup gewann.

DATUM Ausgabe Dezember 2020

In Linz gibt es einen Badminton­verein, und der wird 50 Jahre alt. Das ist die Geschichte, die hier erzählt werden wird. Es ist global gesehen eine kleine Geschichte, auch weil Badminton in Österreich eine kleine Sportart ist. Aber für die Menschen, die Teil dieser Geschichte sind, die Höhen, Tiefen und den größten Moment des BSC 70 Linz miterlebt haben, für die ist sie sehr groß. Für manche, wie für Hans Bogensperger, ist es sogar die Geschichte ihres Lebens. 

Badminton ist ein sogenanntes › Rück­schlagspiel ‹. Ein bisschen wie Tennis, nur schneller und mit kleinerem Spielfeld. Es ist eng mit dem › Federball ‹ verwandt, auch wenn die Spieler darauf bestehen, dass das nicht dasselbe ist – Letzteres ist quasi die Hobbyversion. Erfolgreiche Spieler brauchen Kraft, gute Reflexe und noch bessere Knie. Es ist eine Randsportart : Der österreichische Badmintonverband hat knapp 4.300 Mitglieder. Zum Vergleich : Beim Pendant im Fußball sind es über eine halbe Million. 

Randsportarten sind eine teilweise seltsame Welt, weil sich in ihnen die Strukturen des Spitzensports widerspiegeln, aber nicht die Ressourcen. Auch Europameister reisen zu Turnieren mit dem eigenen Auto an, Bundestrainer werden nach Stunde bezahlt, und das nicht mal gut. In den Topvereinen treffen sich dann die verschiedenen Welten : Es pendelt zwischen Spitze und ­Basis, glanzvollen Momenten und den Mühen der Ebene, internationalem Turnier und Wintergrillen mit Unkostenbeitrag. Und es geht immer wieder auch um die Frage, wofür so ein Verein eigentlich da ist. 

Die Geschichte, um die es hier geht, beginnt Anfang der 70er-Jahre in Linz. Das ist damals tatsächlich noch die graue Industriestadt, als die sie in der Erinnerung ihrer Bürger weiterlebt. Die Voest gibt allen Arbeit und bläst ­dabei Dreck in die Luft. Wer ein weißes Auto fährt, muss es am nächsten Tag waschen. In diesem grauen Linz lebt der damals 20-jährige Hans Bogensperger, den alle › Habo ‹ nennen. Er lebt hier noch immer. Am Ende seiner Mails sendet er oft › Sonnige Grüße aus Linz, Mitteleuropa ‹.

Bogenspergers Vater ist Fußballschiedsrichter, sein Sohn findet aber zum Badminton. Bei dem Verein, wo er beginnt, ist der Sport nur eine kleine Sektion unter vielen. Das gefällt Bogensperger nicht, und so gründet er einen eigenständigen Verein, nur für das Badminton : den › Badminton Sport Club 70 Linz ‹, nach dem Gründungsjahr. › Das war damals ein kleinerer Skandal ‹, erinnert er sich. Unzählige Menschen hätten ihn angerufen, auch aus der Lokalpolitik : Wenn das jeder machen würde. Er bleibt dran, überzeugt ein paar gute erwachsene Spieler, macht Werbung in den Schulen. Irgendwie funktioniert das. Innerhalb von fünf Jahren ist der BSC der größte Badmintonverein in Österreich. 

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