Teufels Beitrag
Der Klubobmann der FPÖ Niederösterreich ist zugleich Büroleiter und engster Vertrauter von Parteichef Herbert Kickl. Auch deshalb gilt Reinhard Teufel als zweitmächtigster Mann der Partei.
Das Derbe überlässt er anderen. Es gibt keine bräunlichen Sprüche von Reinhard Teufel, keine verfänglichen Fotos. Der vielleicht zweitmächtigste Mann der FPÖ ist smart und kaum greifbar – auch für jene, die besonders wachsame Augen und Ohren für alles Rechte haben. ›Zu Herrn Teufel kann ich nicht wirklich etwas sagen‹, meint Amelie Muthsam, Vorsitzende der verlässlich antifaschistischen Sozialistischen Jugend in seinem Heimatbundesland Niederösterreich. Dort ist der Büroleiter von Parteichef Herbert Kickl Klubobmann – und in dieser Doppelfunktion eine Art Verbindungsoffizier zur Bundespartei. Die liegt in Umfragen schon seit bald einem Jahr weit vor allen anderen Parteien und träumt davon, mit einem ›Volkskanzler‹ Kickl die kommende Regierung anzuführen.
Dessen rechte Hand ist Teufel. 44 Jahre, Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaft, Förster und Nebenerwerbslandwirt. Kaum jemand in der FPÖ beherrscht das Handwerk der Macht so perfekt wie er. Teufel gilt als Mastermind des blauen ›Projekts Ballhausplatz‹: Drei Mal haben die Freiheitlichen auf Bundesebene bisher mit der Volkspartei koaliert, jedes Mal endete das in einem Fiasko. Noch einmal will man sich nicht über den Tisch ziehen lassen. In St. Pölten exerziert Blau vor, wie knallharte Machtpolitik geht. Zum Beispiel, indem man auslotet, wie weit die Konservativen um des koalitionären Friedens willen zu gehen bereit sind.
Etwa als im Sommer der FPÖ-Abgeordnete Andreas Bors im zuständigen Ausschuss einen Antrag einbrachte, das wilde Campieren in Niederösterreich zu verbieten. Allen Beteiligten war klar, dass die neue Vorschrift nicht auf Rucksacktouristen abzielte. Hin und wieder kommt es vor, dass in Bors’ Heimatstadt Tulln Sinti und Roma für ein, zwei Wochen ihre Caravans parken. Und der Abgeordnete – es ist jener, der sich als Jugendlicher mit stramm nach rechts oben gestreckter Hand fotografieren ließ – hat sich darüber in der Vergangenheit immer wieder beim Tullner ÖVP-Bürgermeister Peter Eisenschenk beschwert. Vergeblich. Der Christdemokrat forderte Toleranz für das fahrende Volk ein. Also wurde Eisenschenk auf Landesebene ausgebootet – mit Unterstützung seiner Parteifreundinnen und Parteifreunde am Landhausplatz. Und zwar ausgerechnet einen Tag vor dem 2. August, dem Gedenktag für den NS-Genozid an den Sinti und Roma.
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