Unter Alten

Junge Menschen leiden unter steigenden Wohnkosten, alte oft unter Einsamkeit. Manche Pensionisten-Wohnheime vermieten deshalb Zimmer an Studenten. Unsere Autorin hat drei von ihnen besucht.

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Fotografie:
Jasmin Spreer
DATUM Ausgabe April 2024

Ich habe nie verstanden, warum so viele Menschen versuchen, jung zu bleiben, weil ich es immer als etwas natürlich Schönes empfand, zum Beispiel graue Haare oder Falten zu haben‹, sagt Maris Filipic. ›Aber dass hinter dem »Jung-bleiben-wollen« der Wunsch stehen könnte, körperlich und kognitiv an Kraft und Flexibilität nicht abzunehmen, habe ich erst im Altersheim zu verstehen begonnen.‹ Drei Jahre lang lebte die heute 21-Jährige im Haus Augarten, einem der ›Häuser zum Leben‹ des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP). Mit 17 Jahren zog sie in das Seniorenwohnhaus, zu Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern, die oft vier- oder fünfmal so alt waren wie sie selbst.

›Einerseits war es natürlich ein günstiges Wohnen in einer guten Lage‹, sagt Filipic. Andererseits fand sie es spannend, die andere Generation näher kennenzulernen und etwas Sinnvolles mit ihrer Zeit anzufangen. Als ›eigentlich recht normal‹ beschreibt die Studentin ihr Leben dort – gewürzt mit ein paar Eigenheiten, etwa bedingt durch die Schwerhörigkeit der Nachbarn. ›Ich habe immer gehört, wenn es 19:30 Uhr war, weil die ZIB-Melodie angegangen ist‹, erzählt die Studentin. Über 200 Wohnungen beherbergt das Haus Augarten und bietet vier Wohnplätze für junge Menschen an. In zehn weiteren KWP-Häusern ist das ›Junge Wohnen‹ möglich. Pro Zimmer fallen in einer Doppelwohnung Stand März 2024 laut Website 258,27 Euro monatlich an. Dazu müssen pro Monat 25 Stunden Ehrenamt geleistet werden. 

Verantwortlich für die Ehrenamtlichen im Haus Augarten ist die Teamleitung Betreuung Irene Buxer. Für die Aufnahme des Ehrenamts sieht Buxer einen ›soften Einstieg‹ vor, der die Studierenden nicht gleich überfordern soll. Darüber hinaus würden Schulungen auf freiwilliger Basis angeboten und Ehrenamtliche könnten sich in Zoom-Meetings austauschen. ›Die Kollegen und Kolleginnen sind sehr darauf bedacht, dass eben keine Überforderung stattfindet‹, sagt auch die Direktorin des Hauses, Kerstin Krammer. Sollten die Jungen mit gewissen Einsatzbereichen nicht zurechtkommen, werde man Alternativen finden. 

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