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Wer anderen eine Grube gräbt

Das Marchfeld ist die Kornkammer Österreichs – und seine Schottergrube. In so einer wollen Wirtschaft und Politik giftige Baureststoffe deponieren. Wie der Widerstand der Bürger dagegen ein Dorf verändert.

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Fotografie:
Aleksandra Pawloff
DATUM Ausgabe Juli/August 2020

Der Wind geht fast immer. Er ist das verbindende Element über dem 640 Quadrat­kilometer großen Marchfeld. An den meisten Tagen kommt er von Nordwesten und bringt Staub aus Wien und den am Weg liegenden Schottergruben mit, überquert die March-Au und verschwindet in den Kleinen Karpaten der Slowakei. Weht er vom Osten her, bringt er Grüße aus der Škoda-Autofabrik in einem Vorort von Bratislava. Die Stäube der ›Kornkammer Österreichs‹ verträgt er. Er putzt die Landschaft sauber, damit die Homepage der ›Region Marchfeld‹ mit idyllischen Bildern von Spargel, Störchen, Schlössern und Radfahrern neben schnurgeraden Feldrändern und Windschutzgürteln werben kann.

2022 beheimaten die Stadt Marchegg und ihr 750 Jahre altes Barockschloss die NÖ-Landesausstellung ›Wunderwelt Natur‹.  Die ›unberührte Natur‹ rund um das verschlafene Grenzstädtchen beschränkt sich allerdings auf die schmalen March-Donau-Auen und Reservate, wie das der Störche und Biber hinter dem Schloss. Und die Einheimischen leben einen pragmatischen Zugang zur Natur. ÖVP-Bürgermeister Gernot Haupt hat neben dem Schlossspeicher uralte Bäume schlägern lassen, die angeblich den Parkplatz für die ›Wunderwelt Natur‹ gefährden. 

Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe der Landesausstellung will nun das Kiesunternehmen ›Pannonia‹ eine Deponie für Bauschutt und gefährliche Abfälle wie Asbeststaub, Gleisschotter, Hochofenschlacke, Straßenkehricht und ölverunreinigtes Bodenaushubmaterial einrichten. Rund 700.000 Kubikmeter Schutt soll die zehn Hektar große und rund 20 Meter tiefe Grube in 20 Jahren aufnehmen. Die Deponie wird rund 500 Meter neben der zu Marchegg gehörenden Ortschaft Breitensee liegen. Anrainer und Felder der (Bio-)Bauern kriegen giftige Stäube und massiv zu­­nehmenden Schwerverkehr auf der B49 zwischen der Donaubrücke bei Hainburg und Marchegg ab. Die Region ist ein Feinstaubsanierungsgebiet und sollte ›entlastet und nicht mit noch mehr Schottergruben und Deponien belastet werden‹, sagt die Grünen-Landessprecherin Helga Krismer.

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