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Wie es ist … Waisenkinder aus der Ukraine zu evakuieren

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Fotografie:
Thomas Winkelmüller
DATUM Ausgabe April 2022

Alles begann mit der ­Heizung von PR-Berater Rudi Fussi. Kurz nach Weihnachten 2019 schrieb er auf ­Twitter, dass seine Therme den Geist aufgegeben habe. Ich bin gelernter Installateur. Als ich das las, bot ich ihm an zu helfen. Nachdem wir mit der Heizung fertig waren, meinte Fussi, wenn ich einmal etwas brauchen sollte, sei er bereit. Anfang März, kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine, war es dann so weit.

Ich komme ursprünglich aus Matzleinsdorf bei Melk, ein Ort mit 300 Bewohnern, in dem sich jeder hilft und kennt. Vor ein paar Wochen erzählte ein lokaler Gemüsebauer, der seit Jahren Erntearbeiter über eine ukrainische Jungbauerngesellschaft beschäftigt, er versuche einige von ihnen zu evakuieren. Allein hätte er das schwer ­geschafft, also bot ich meine Hilfe an. Schon 2015 hatte ich Erfahrung mit der Koordination von Hilfs­aktionen ­gesammelt.

Eine Frau, 150 Kilometer von Kiew entfernt, meldete sich bei mir am Telefon und damit übernahm ich die ­Organisation in Österreich. Den ersten Bus, der Menschen von der ukrainisch-ungarischen Grenze zu uns ins Land holte, bezahlte ich mit 1.500 Euro noch aus ­eigener Tasche. Aber immer mehr wollten fliehen. Uns gingen die Unterbringungen aus, und da kam Fussi ins Spiel. Ich schrieb ihm eine SMS und bat um seine Hilfe. Daraufhin folgten ein kurzer Anruf und eine Menge ­Kontakte. Das Büro vom ­Wiener Stadtrat Hanke, die Pressesprecherin des burgen­ländischen Landeshauptmanns Doskozil, alle boten ihre Unterstützung an.

Um 53 Waisenkinder samt Betreuern aus der ostukrainischen Stadt Sumy zu ­evakuieren, kam von unverhoffter Stelle Hilfe. Fussi kontaktierte mich und sagte: ›Heast, du wirst nie glauben, wer mich gerade angerufen hat: das Büro ­Platter.‹ ­Hermann Glettler, der ­Bischof von Innsbruck, hatte einen der Aufrufe Fussis ­bemerkt und beim Tiroler Landeshauptmann ang­e­läutet. Das Land nahm die Kinder im Haus Marillac auf, die erste Anlaufstelle für ­ukrainische Geflüchtete im Bundesland. Das ist wichtig, da ­Waisen nur dann die ­Ukraine verlassen dürfen, wenn es einen Träger gibt, der sich ­offiziell um sie kümmert. Tirol ermöglichte das. Hier können sie zusammen an einem Ort bleiben. ­Auf­geteilt werden dürfen sie nicht.

Mittlerweile habe ich mit anderen den Verein ›Holen wir sie raus‹ gegründet, für den Privatpersonen innerhalb von kurzer Zeit tausende Euro gespendet haben. Damit bezahlen wir seitdem die Busse. Wir haben eine Online­-Plattform gelauncht, um die Transporte für alle ­Beteiligten übersichtlicher zu machen, und einen ­Arbeitsplatz im Momentum Institut bekommen.

Aber eigentlich sollten nicht wir diese Arbeit er­ledigen. Der Bund müsste aktiv Menschen bei der Ausreise helfen und sie unterbringen. Es klingt zynisch, aber ich hätte anderes zu tun. Als Privatperson bei ­solchen Rettungsaktionen zu helfen, erzeugt enormen Druck, und wir werden noch viel Unterstützung dabei brauchen. Denn das, was
da auf uns zukommt, wird nicht lustig. •

Zur Person:

Dominik Paireder (32) ist gelernter Installateur und absolviert nach seinem Bachelor in Umwelt- und Bioressourcen­management zwei Master in Wien. Bereits 2015 engagierte sich der Niederösterreicher in der Geflüchtetenhilfe.

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