Datum Talente

›Wir füllen nicht nur den Tank‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Dezember 2019

Name : Serkan Yagmur, 30
Beruf : Tankwart 

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen ?

Begonnen habe ich 2010. Mein jetziger Arbeitskollege ist mein Onkel, der schon länger hier tätig ist, schon 15 Jahre. Ich habe davor meinen erlernten Beruf gekündigt und bin dann irgendwann mit dem Chef ins Gespräch gekommen. Ich bin eigentlich Maler. Das habe ich fünf Jahre lang gemacht, aber das Hin und Her zwischen den Baustellen, die quer in ganz Wien verteilt sind, war schon sehr stressig für mich. Das mag ich an diesem Beruf, dass ich immer an diesem Platz arbeiten kann und nicht von Ort zu Ort muss. 

Was sind Ihre Aufgaben ?

Wir füllen nicht nur den Tank, sondern machen auch Reifenwechsel, haben eine Waschstraße, reinigen das Innere der Autos. Unser Service umfasst Luft nachschauen, Wasser nachfüllen. Quasi das Auto durchchecken. Wir bedienen nicht nur die Zapfsäule, sondern kennen uns mit den Autos sehr gut aus. 

Die Johanna-Garage, bei der Sie hier arbeiten, ist eine der letzten Tankstellen in Wien, die auf Service, auf einen Tankwart setzen. Wie würden Sie die Situation vor neun Jahren mit heute ver-gleichen?

Vor neun Jahren gab es auch nicht mehr so viele Bedienungstankstellen. Es überrascht viele, wenn einer bei uns reinfährt und dann von uns bedient wird. Wenn die Scheiben geputzt werden, Reifendruck und Ölstand gemessen werden. Aber ich merke, das freut die Leute. Kann auch sein, dass es viele einfach nicht mehr wissen, dass es so einen Service an der Tankstelle noch gibt. Bei uns hat zeitweise sogar der Chef selbst als Tankwart gearbeitet. 

Wie anstrengend ist Ihr Beruf – zwischen Zapfsäule, Waschstraße und Kassa ?

Ja, es ist schon anstrengend. Aber du musst vor allem aufpassen, dass du nicht falsch tankst. Das ist einmal das erste. Man kann in Benziner keinen Diesel tanken, aber umgekehrt schon. Bei den neueren Autos gibt es aber eine Sicherung. 

Wie viele Stunden arbeiten Sie  ?

Ich arbeite meine 40 Stunden in der Woche, da sind auch Zwölf-Stunden-Tage dabei.

Was reizt Sie an dem Beruf  ?

Dass ich so selbstständig arbeiten kann. Ich komme einfach her, bereite mich vor und weiß, was zu tun ist. Die Arbeit kann ich blind erledigen. Das gefällt mir. Wir haben, das würde ich schon sagen, zu einigen Kunden durchaus eine freundschaftliche Beziehung. Und das schon über mehrere Jahre. Ältere Herren und Damen, die sich nicht mehr gut auskennen. Manche sind -wirklich froh, dass es uns gibt. 

Wie viele Kunden bedienen Sie am Tag ?

Zwischen 200 und 300 Autos am Tag. Es ist immer was los.

Wie viel verdienen Sie  ?

Ich verdiene 1.700 Euro, dazu kommt noch das tagesabhängige Trinkgeld.