› Zeitmanagement macht unsympathisch ‹

Elisabeth Gürtler über Airbnb, Mutterschaft und Wiener Schmäh.

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Fotografie:
Daniel Zangerl
DATUM Ausgabe Dezember 2020

› Wenn medizinische Kapazitäten nicht mehr reichen, wühlt das auch die Volksseele auf. ‹

› Kurzarbeit ist für Unternehmer ein sehr gutes Instrument, sie bewirkt aber auch, dass die Mitarbeiter sich bei Wiedereintritt in die volle Arbeitszeit etwas schwer tun. ‹

› Nach dem Terroranschlag in Wien haben Cobra-Beamte stundenlang das Sacher bewacht. Eine gespenstische ­Situation. ‹ 

› Ohne Liquidität ist man unter­neh­merisch tot. ‹

› Hätte mir jemand vor einem Jahr die aktuelle Situation beschrieben, hätte ich das als Science Fiction, die sich ein krankes Hirn erdenkt, eingeordnet. ‹

› Das Grundbedürfnis nach Erholung, Urlaub und Ausspannen ist größer als nach Reisen. ‹

›Ich habe noch nie ein Airbnb betreten, ich bin eine sehr hygienebewusste ­Person. ‹

› Der Osten Österreichs ist im Unter­be­wusstsein immer noch von Grundherrschaft und Leibeigenschaft ­geprägt. ‹

› Mit Wiener Schmäh kann man Tiroler nicht packen. ‹

› Straffes Zeitmanagement ist be­lastend und macht unsympathisch.  Wenn mich früher jemand angerufen und gefragt hat » Wie geht es dir? «, habe ich nur gedacht, dafür habe ich keine Zeit. ‹

› Work-Life-Balance ist Luxus. Ich kann dieses Denken verstehen, bin aber nicht so erzogen worden. ‹ 

› Man muss aus Misserfolgen lernen. Ein Misserfolg, aus dem ich nicht lernen konnte, war meine Scheidung. ‹ 

› Leider kann ich durch die viele Zeit, die ich in Tirol verbringe, immer noch nicht die verwöhnende Oma sein. ‹ 

› Sachertorte selbst gebacken habe ich nur, als ich gerade geschieden war. ‹

› Beim Autofahren schimpfe ich auch. Wenn so ein Idiot nicht weiterfährt, bekomme ich Zustände. ‹ 

› Mein Beruf und die damit verbundene Verantwortung haben fast immer Priorität gegenüber meinem Privatleben gehabt. ‹

› Zwei Tage nach dem Tod meines ­Mannes war die 450-Jahres-Jubiläumsgala der Spanischen Hofreitschule am Heldenplatz. Es wäre undenkbar ge­wesen zu sagen: »Ich kann nicht kommen, es geht mir nicht gut. «‹

› Wenn man Verantwortung trägt, darf man keine Wehleidigkeit zeigen. ‹

› Meine größte Schwäche ist Ordnung. Meine Kinder meinen, ich bin ein Messie, weil ich alles aufhebe, dann aufräume und suche. ‹

› Bei meiner Scheidung habe ich eine Trauer gespürt, bei der ich manchmal gar nicht atmen konnte. ‹

› Gebackener Karpfen und Mayonnaisesalat haben mir Weihnachten als Kind regelmäßig verdorben. ‹

› Es macht mich nervös, wenn jemand langsam geht, egal, wie eilig ich es habe. ‹

›I ch hoffe, dass mich meine Kinder in guter Erinnerung behalten, auch wenn ich nicht immer eine hingebungsvolle Mutter war. Sie sollen wissen, dass ich es gut gemeint und getan habe, was ich konnte. ‹

› Arbeit hilft bei Trauer. ‹

 

Elisabeth Gürtler (Jahrgang 1950) war fast 30 Jahre lang Chefin des legendären › Hotel Sacher ‹. Von 1999 bis 2007 organisierte die ehemalige Vizestaatsmeisterin im Dressurreiten außerdem den Wiener Opernball, nebenbei managte sie die Spanische Hofreitschule. Heute pendelt die Mutter und Großmutter zwischen Wien und Tirol, wo sie sich mit der Leitung des › Astoria Resort ‹ einen Kindheitstraum erfüllt.

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