Abschied vom Kreißsaal
Christa Hauser-Auzinger, die Ober-Hebamme im AKH, hat mehr als 2.000 Babys auf die Welt geholfen. Jetzt steht sie kurz vor der Pension. Was hat sich seit ihrem ersten und dem letzten ersten Schrei verändert?
Die Technik hat Einzug gehalten. Nicht erst kürzlich, aber die Feinheiten der neuen CTG-Geräte, die im AKH Wien auf der Leitstelle 8C von Untersuchungszimmer zu Untersuchungszimmer geschoben werden, hat Christa Hauser-Auzinger noch nicht im Gefühl. Sie legt die Manschette um den Bauch der Schwangeren, die zwei Wochen vor ihrem Geburtstermin zur Kontrolle im Krankenhaus ist, zupft am Stoff und schiebt am Sensor, aber der charakteristische Herzton-Galopp, den das Gerät normalerweise von sich gibt, will sich nicht einstellen. Hauser-Auzinger gibt auf.
›Das ist ein ganz tolles Gerät!‹, schwärmt die Kollegin mit Pferdeschwanz, die sie um Hilfe gerufen hat. Drei, vier Handgriffe – mehr braucht die junge Hebamme nicht, dann sitzt alles, und das CTG kritzelt Millimeter für Millimeter Linien auf eine Papierrolle, die Herztöne und Wehentätigkeit symbolisieren. ›Das CTG gleicht automatisch unsere Aufzeichnungen hier mit verschiedenen Studien ab und zieht seine Schlüsse daraus‹, erklärt die Hebamme. ›Es erleichtert uns echt die Arbeit!‹
Stünde Christa Hauser-Auzinger nicht mit einem Bein in der Pension, könnte sie sich für das neue Gerät mehr begeistern. Die Neugier liegt in ihrem Blick. Aber nach 40 Jahren im Kreißsaal und über 2.000 Babys, denen sie auf die Welt geholfen hat, ist die Niederösterreicherin ein bisschen müde. Sie hat ihren Frieden damit gemacht: Die Jungen haben die Technik, sie die Erfahrung.
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