Alles außer Ramen

Warum wir in Österreich mehr echte japanische Küche brauchen.

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe Juni 2024

Kürzlich war ich zum ersten und hoffentlich nicht letzten Mal in Japan. Die Reise hatte ich 20 Jahre lang heiß ersehnt und mir in den schillerndsten Farben ausgemalt. Und, im Gegensatz zu sonst oft genug im Leben, wurden meine höchstmöglichen Erwartungen übererfüllt.

Wobei, eine leichte kulinarische Enttäuschung gab es. Spoiler: Ramen ist in Japan genauso fad wie überall sonst auf der Welt. Warum eine mittelaufregend gewürzte Nudelsuppe in der heimischen Gastronomie so eine Karriere hinlegt wie derzeit, bleibt also rätselhaft. Doch alles andere Essen in Japan war herrlich, mit frischen Zutaten gekocht, originell kombiniert und obendrein deutlich günstiger als in Wiener Lokalen. Hier nun einige unverbindliche Vorschläge zum Nachmachen an hiesige Lokalbetreiber und Supermärkte. Zum Beispiel die japanische Convenience-Food-Kultur.

Im auf stundenlange Lohnarbeit versessenen Japan gibt es an jeder Ecke 24-Stunden-Konbini-Supermärkte. Und, hallo, Leberkässemmel-Land, schnelles Essen gibt es auch in ›gut‹, im Sinne der öffentlichen Gesundheit und des allgemeinen Wohlbefindens.  Mit abwechslungsreichen Kühlregalen voller Onigiri (dreieckige Reispakete in Seetang mit Gemüse-, Fisch- oder Fleisch-Füllung) für umgerechnet weniger als einen Euro, bemerkenswert guten Ei-Sandwiches mit Frühlingszwiebeln oder Omelettes auf Paprikareis für die Mikrowelle. Auch in den Öfen der Konbini finden sich tolle Sachen: Yakitori-Fleischspieße oder Daifuku (klebrige Reismehlkuchen gefüllt mit süßer Bohnenpaste), die wie ein Germknödel to go gegessen werden. 

Und das Geheimnis der japanischen Restaurants sind abwechslungsreiche Kombinationen aus verschiedenen kleinen Gerichten, die die Gäste sich teilen: frischestes Thunfisch-Sashimi mit Wasabi und Seetang trifft auf Agedashi-Tofu (frittierter Tofu mit weichem Kern in Fischbrühe), Eierreis mit fermentierter Melone, gekochten Hering in nussiger Sauce mit Karottenraspeln und Pilzsalat mit feinst geschnittenem Rindfleisch, Rettich und gerösteten Zwiebeln. Das macht dieses Rundum-Umami-Gefühl, geschmacklich von fast allem etwas mitgenommen zu haben.

Sollten Sie Japan irgendwann selbst besuchen, der Yen steht ja gerade günstig, lassen Sie auch Platz für die tollen Süßigkeiten, etwa Baumkuchen oder kleine Matcha-Kekse. Tja, das war meine Service-Schaltung für besseres Essen, Mata kondo, Sayonara, genießen Sie den Sommer und lassen Sie sich auf Ihren Reisen für eine interessantere Esskultur der Zukunft inspirieren. •

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