Bitte nicht stören!
Einmal im Monat, wenn die neue Ausgabe von DATUM so gut wie fertig ist, widmen wir uns an dieser Stelle einem Thema, das es aus Zeit- oder Platzgründen nicht mehr oder nicht ausführlich genug ins Blatt geschafft hat. Manchmal erzählen Sebastian Loudon oder ich Ihnen auch, was sich in der Redaktion getan hat oder was wir in nächster Zeit so vorhaben. Diesmal ist es eine Mischung von beidem. Eine Nachricht in eigener Sache, die nach Einschätzung Dritter leider auch etwas über Österreich erzählt.
Sie lautet: Sebastian Loudon wird Herausgeber von DATUM bleiben. Wieso erzähle ich Ihnen das, fragen Sie sich vielleicht, wenn Medienpolitik nicht zufälligerweise Ihr Steckenpferd ist. Der Grund ist folgender: Loudon hat sich im Frühjahr um die Geschäftsführung der Rundfunk- und Telekom-Regulierungs-GmbH beworben, das ist die größte staatliche Förderstelle für Zeitungen, Radio, TV und Fernsehfilme. 2017 hat er das schon einmal getan, eine Kommission im Bundeskanzleramt empfahl ihn damals als geeignetsten Bewerber, der zuständige Minister Thomas Drozda (SPÖ) zog jedoch einen ihm nachgereihten Kandidaten vor. Dieses Mal bekam Loudon noch vor dem Hearing im Kanzleramt eine Absage.
Trotz aller Freude darüber, dass Loudon damit auch in Zukunft seine volle Kraft als Unternehmer und Publizist diesem Magazin widmen kann, hatten wir ursprünglich nicht vorgehabt, den Vorgang zu thematisieren. Zum einen, weil dadurch bei DATUM alles so bleiben kann, wie es ist. Zum anderen, weil wir natürlich eindeutig befangene Berichterstatter sind.
Die Sache ist nur die: Zahlreichen innenpolitischen Beobachtern zufolge geht es um sehr viel mehr als Loudon und die RTR. Sie sehen in der Reaktion des Kanzleramtes auf seine Bewerbung Parallelen zu anderen Postenbesetzungen im Einflussbereich der Regierung. Sie verweisen vor allem auf die Suche nach einem neuen Chef oder einer neuen Chefin für das Schloss Schönbrunn. Hier zog Petra Stolba, die ehemalige Chefin der Österreich-Werbung, ihre Bewerbung zurück, weil sie ebenfalls nicht zum Hearing geladen wurde. ›Dass qualifizierte Bewerber, die die Kriterien des Ausschreibungstextes erfüllen, nicht zum Hearing geladen werden, erweckt den Eindruck, dass man eine bereits auf politischer Ebene getroffene Entscheidung nicht stören möchte‹, zitierte der Kurier eine Headhunterin.
Auch die Rekrutierung des neuen Leiters der Bundeswettbewerbsbehörde hat für Aufsehen gesorgt. Dort soll nach Berichten mehrerer Medien der politisch gut vernetzte Vizepräsident des Bundesverwaltungsgerichts Michael Sachs als Erstgereihter aus dem Hearing hervorgegangen sein – noch vor der fachlich besser qualifizierten derzeitigen Interimschefin Natalie Harsdorf-Borsch.
Die aktuelle Häufung der Auffälligkeiten bei der Vergabe von staatsnahen Topjobs veranlasste den Standard zu der Frage: ›Macht die ÖVP weiter, als hätte es die Causa Öbag nie gegeben?‹ Michael Ikrath, einst Justizsprecher der Partei, inzwischen einer der Initiatoren des Antikorruptionsvolksbegehrens, setzte zwei Tage später einen Tweet ab, den man auch als Antwort darauf verstehen kann: ›Sie lernen nichts aus ihren bisherigen Skandalen, im Gegenteil: Ihre Personalbesetzungsmanipulationen werden nur noch schamloser und schädlicher für unsere Republik.‹ Welche langfristigen Folgen diese Unfähigkeit zur Reflexion hat, können Sie ab Seite 43 bei Anneliese Rohrer nachlesen.
Den Schwerpunkt dieses Heftes widmen wir jedoch einem Stoff, von dem wir gerade im Sommer nicht genug bekommen können – dem Wasser. Wie hat es die Entwicklung menschlicher Zivilisation geprägt? Welche Rolle spielt es heute für die Stabilität unserer Ökosysteme? Und müssen wir uns in Österreich Sorgen machen, dass es uns irgendwann ausgeht?
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!
Ihre Elisalex Henckel
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