Fünfzig Jahre ›Summer of Love‹. Anders als die Popmusik erlauben die Bücher jener Zeit einen klaren Blick zurück.
Das Buch war nicht das Leitmedium der 1960er-Jahre. Einer der erfolgreichen Romanciers des beginnenden Jahrzehnts, Ken Kesey, der mit ›Einer flog über das Kuckucksnest‹ 1962 ein kanonisches Werk schrieb, hörte nach seinem zweiten Roman 1964 vorübergehend überhaupt zu schreiben auf und glaubte, die Zeit der Literatur sei vorbei. Kommenden Historikern riet er, nicht die Bücher der 1960er zu untersuchen, sondern die Filme und die Comics sowie die populäre Musik.
Diesem Rat folgen wir entschieden nicht. Aus aktuellem Anlass soll das – berechtigte – Übergewicht der Musik bei der Betrachtung von 1967 durch einige Bücher aufgewogen werden, die zwischen 1966 und 1969 publiziert wurden. Dabei stoßen wir auf Namen, die heute noch Klang haben, Norman Mailer und Thomas Pynchon etwa, aber auch auf solche, denen weniger Prominenz beschert ist, wie Richard Fariña und Richard Brautigan. Vereinfacht ausgedrückt: Diese Bücher atmen den Zeitgeist und enthalten in verschiedenen Zusammensetzungen dessen Ingredienzien: divergentes Gebaren, psychotrope Drogen, promiskuitiven Sex, kommunalen Lebensstil, Streben nach Transzendenz, ein alles durchdringendes Gefühl von Paranoia und ausgefallene Kleidung. Der Historiker Eric Hobsbawm fasste es so zusammen: ›Pink Floyd, libertäre Gesellschaftspolitik, Che Guevara, Mittelerde und LSD gehörten zusammen.‹
Was ist der aktuelle Anlass? Es dräut das fünfzigjährige Jubiläum des ›Sommers der Liebe‹. Der Autor Tom Robbins meinte 1996, die 1960er seien ein Jahrzehnt, das nicht sterben könne. Nun, es ist 2017 noch immer nicht tot. Das zeigt schon eine kleine Auswahl der kürzlich erschienenen Bücher: ›1967. Als Pop unsere Welt für immer veränderte‹, ›1967. A Complete Rock Music History of the Summer of Love‹, ›Younger Than Yesterday. 1967 als Schaltjahr des Pop‹ et cetera. Es ist unbestritten, dass die Sechzigerjahre eine goldene Zeit der Popmusik waren, einer Musik, der zuzeiten enorme Bedeutung aufgeladen wurde und bei der diffuse Stimmungen eine starke Rolle spielen. Bei Büchern ist das weniger der Fall, deshalb erlauben sie uns einen klareren Blick.
Wörter: 1982
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